Weil die Tarifverhandlungen stocken, legten Beschäftigte am Freitag die Arbeit nieder. Bei dem einen Streiktag wird es nicht bleiben.
Ungewöhnlich schien am Freitagvormittag auf dem Firmengelände der Lausitzer Früchteverarbeitung zunächst nichts – und doch liegt an der Hauptstraße in Sohland einiges im Argen. Der Grund: Seit zwei Jahren warten die etwa 100 Beschäftigten des Unternehmens auf eine Lohnerhöhung. Bereits Mitte Juni gingen sie deshalb in den Streik. Ihre Forderung: Angleichung der Löhne an Westniveau. So hätte jeder Beschäftigte Anspruch auf etwa 700 Euro mehr Gehalt pro Monat.
Die auf diese Forderung hin folgenden Tarifverhandlungen zwischen den Geschäftsführern, Werner und Maximilian Deharde, und der Gewerkschaft Nahrung-Genussmittel-Gaststätten (NGG) hätten sich als schwierig erwiesen, erzählt NGG-Landesbezirkssekretär Olaf Klenke. Deshalb gingen am Freitagmorgen rund 20 Beschäftigte der Lausitzer Früchteverarbeitung in einen neuerlichen 24-stündigen Streik. Wegen des schlechten Wetters wurde der ins Gewerkschaftshaus nach Bautzen verlegt.
Die Arbeitsniederlegung habe ihn unvorbereitet getroffen, sagt Maximilian Deharde. Auch Verständnis könne er für die Forderungen der Streikenden nur schwer aufbringen: „Wir haben lange verhandelt und konnten uns letztlich auf den Vorschlag unseres Betriebsratsvorsitzenden einigen, der beinhaltete, in den kommenden beiden Jahren die Monatsgehälter um jeweils 50 Euro zu erhöhen.“
Forderung nach zwölf Euro Stundenlohn
Die Mehrheit der NGG-Mitglieder, so Olaf Klenke, habe aber mehr gewollt. Deren Forderung: jeweils 100 Euro mehr Monatslohn in den kommenden beiden Jahren. „Unser Ziel ist, armutsfeste Löhne von mindestens zwölf Euro pro Stunde zu erreichen“, so der Gewerkschafter. Im Gegensatz zu anderen Betrieben der sächsischen Ernährungsindustrie, wo man zuletzt erfolgreiche Tarifabschlüsse erreicht habe, sei das bei Lausitzer nicht der Fall. Die Gewerkschaft verweist auf das Unternehmen Bautz’ner Senf, wo ebenfalls gestreikt und kürzlich ein Tarifabschluss erzielt wurde. Dort würden die Löhne nun bis 2024 jährlich um 100 Euro steigen.
Davon sind die Beschäftigten der Lausitzer Früchteverarbeitung noch weit entfernt. Denn Hoffnung auf ein besseres Angebot macht Geschäftsführer Maximilian Deharde den Streikenden nicht: „Wir haben die Glühweinproduktion eingestellt, unsere Getränkeproduktion ist corona-bedingt runtergegangen, wir sind vom Drei- ins Zwei-Schicht-System gewechselt, haben aber keine Kurzarbeit.“ Ein Angebot zur Erhöhung des Monatslohns, das über die Steigerung von 50 Euro pro Jahr hinausgeht, könne er den Mitarbeitern aus wirtschaftlichen Gründen nicht machen.
Die wollen so schnell aber nicht aufgeben: Bereits am frühen Nachmittag kündigte die NGG an, dass die Beschäftigten planen, mindestens die gesamte kommende Woche über weiter zu streiken.
Das Sohlander Unternehmen produziert vor allem Obst- und Gemüsekonserven sowie Säfte. Hergestellt werden neben der eigenen Marke auch Marken wie Lockwitzgrund Fruchtsäfte, Kinella Kindergetränke oder Dresdner Striezel Glühwein.
Quelle: Sächsische Zeitung