Das Jessener Werk der Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) wurde von Donnerstag 22 Uhr an für 32 Stunden bestreikt. Die Beschäftigten fordern von ihrem Arbeitgeber, der Schwarz-Produktion GmbH & Co. KG mit Sitz in Weißenfels, den vollen Tariflohn, wie ihn ihre Kollegen an den westdeutschen Standorten des Unternehmens verdienen. Derzeit betrage der Lohnunterschied etwa 700 Euro.
Gemeinsam Leißling
Ingolf Fechner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und Betriebsratsvorsitzender Falk Tietze haben unangekündigt Donnerstag vor Beginn der Nachtschicht einen Großteil der Mitarbeiter mobilisieren können, nicht an den Arbeitsplatz zu gehen, sich stattdessen in die Streikliste einzutragen und am Freitag gemeinsam mit der Frühschicht an den Standort nach Leißling zu fahren.
Dort wird ebenfalls gestreikt, wie auch in Roßbach (beide Orte bei Weißenfels), wo die Pressformen für die Flaschen hergestellt werden. „Ab jetzt tut es der Firmenleitung schon richtig weh. Sie können nicht Kunden auf die anderen Werke umleiten und so die Standorte gegeneinander ausspielen“, sagt der Gewerkschaftssekretär.
Als am Freitagmorgen rund 50 Jessener Kollegen mit einem Bus und drei Pkw in Leißling ankamen, seien sie von den Streikenden dort mit Beifall begrüßt worden, erzählt Falk Tietze bei der Rückkehr am Freitagmittag.
Rund 250 Kollegen hätten vor dem Betriebstor in Leißling für ihre Lohnforderung eingestanden. „Es tut gut zu sehen, dass wir zusammenhalten.“
Inzwischen ist auch die Spätschicht eingetroffen, die meisten Kollegen ziehen die Streikweste an. „Es geht auch um Wertschätzung unserer Arbeit“, begründet eine junge Frau, warum sie dabei ist.
Verständnis für jene, die nicht streiken
Tietze sagt, dass er auch Verständnis hat für die, die trotzdem an ihren Arbeitsplatz gehen. „Es sind Leute in der Probezeit dabei oder mit befristeten Arbeitsverträgen.“
Aber es sind offenbar zu wenige, um produzieren zu können. Die Mitarbeiter machen das an den Lkw fest, die kurze Zeit, nachdem sie eingefahren sind, schon wieder herauskommen. Es gab offensichtlich nichts zum Beladen. Und das in heißen Sommertagen, wo die Kunden besonders durstig sind.
Begonnen hatte die Tarif-Auseinandersetzung schon im Februar mit einem ersten Warnstreik. Dann kam der Corona-Lockdown dazwischen.
Zum ersten Mal nach 30 Jahren machen die Mitarbeiter von ihrem Streikrecht Gebrauch. „Die Leute waren viel zu lange zu geduldig“, sagt der Gewerkschaftssekretär.
Und dann in Richtung Mitarbeiter: „Ihr habt es verdient, gleichen Lohn zu bekommen. Zumal wir hier noch von der 40-Stunden-Woche reden, während im Westen die 38,5-Stundenwoche gilt.“
Gespräche für Dienstag geplant
Jetzt ist Bewegung in die Sache gekommen. Am Dienstag soll es Gespräche zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft geben.
„Unser Angebot, die Tariflöhne in den nächsten Jahren um 20,4 Prozent zu erhöhen und damit an das Niveau westdeutscher Tarifverträge heranzuführen, ist weiterhin aktuell“, so lautet die Stellungnahme aus der Chefetage in Weißenfels.
„Wir sind an einer tragfähigen Lösung, welche die Interessen der Arbeitnehmer und die des Unternehmens berücksichtigt, interessiert.“
Spannender Dienstag
„Es wird sich erweisen“, spricht Fechner hinsichtlich des Dienstag-Termins zu den Streikenden. „Aus dem Tarifkonflikt ist nun schon ein Tarifkampf geworden. Wir werden ihn erfolgreich führen, wenn wir zusammenhalten. Wenn wir einen vernünftigen Abschluss machen können, ist das Verdienst jedes Einzelnen von Euch hier.“ Anderenfalls werde es nächste Woche mit dem Streik in die Vollen gehen.
Noch sind die Ausstände zeitlich befristet und gelten somit als Warnstreik. Freitagabend haben Fechner und Tietze erneut die Kollegen der Nachtschicht vor dem Tor empfangen und sie zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Ab der Frühschicht am Sonnabend soll erst einmal wieder regulär gearbeitet werden.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung