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Organisieren wir uns gegen prekäre Arbeitsbedingungen und sexualisierte und rassistische Gewalt! – Erklärung zum Münchner Oktoberfest

Wie jedes Jahr fand auch 2024 das Oktoberfest statt. Auch dieses Jahr hat es alle Rekorde gebrochen: 7,2 Millionen Besucher:innen, 618 Millionen Euro Umsatz, 13.000 Kolleg:innen die dort arbeiteten. Dabei berichten 3 von 4 Kolleginnen, dass sie sexualisierter Belästigung ausgesetzt waren, während sie teilweise bis zu 15 Kilometer am Tag mit bis zu 41,4 Kilo Bier laufen müssen. Zudem kam es zu einem Arbeitsmord beim Aufbau des Festes.

Prekäre Arbeitsbedingungen 

Als Bedienung in einem Festzelt kann man zwar zwischen 6.000 und 10.000 Euro während des gesamten Festes verdienen. Das hört sich erst einmal nach viel Geld an. Um das jedoch zu erreichen, muss man 17 Tage für 8 bis 10 Stunden durcharbeiten. Wenn man krankheitsbedingt ausfällt, verdient man gar nichts. Denn als Kellner:in in den Festzelten bekommt man kein Festgehalt, sondern muss die Getränke und Mahlzeiten selber kaufen um sie dann mit 10% Aufpreis selber zu verkaufen. Das führt dazu, dass die Kolleg:innen spätestens nach einer Woche Arbeit komplett mit Medikamenten zugepumpt sind.

Dieses Gehaltsmodell führt nicht nur zu Medikamentenmissbrauch, sondern auch dazu, dass sexualisierte Belästigung als normal oder “flirten” abgetan wird um mehr Trinkgeld zu bekommen. Dieser Zustand wird selbst durch die bürgerliche Presse bestätigt. Die Sächsische Zeitung berichtet zum Beispiel, dass 3 von 4 Bedienungen bereits sexualisierte Übergriffe erlebt haben.

Auch die für den Auf- und Abbau verantwortlichen Handwerker:innen leiden unter den schlechten Arbeitsbedingungen. Dabei spielt die größte Rolle der Zeitdruck, denn geplant wird immer mit dem Optimum. Dass im Handwerk aber selten alles nach Plan läuft, weiß jede Person die in diesem Bereich arbeitet. Trotzdem wird nicht anders geplant und damit in Kauf genommen, dass sich Kolleg:innen verletzen oder sogar sterben, wie es dieses Jahr beim Aufbau einer Achterbahn passiert ist.

Zwar sagen die Verantwortlichen, dass alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten wurden – wenn das aber wirklich der Fall war, dann zeigt das wohl einmal mehr, dass die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Bau viel zu niedrig sind. Dieses Problem ist auch nicht Oktoberfest exklusiv, sondern ist im Handwerk überall zu finden. Ändern werden das die Kapitalist:innen allerdings nicht für uns, denn Sicherheit kostet Geld und Zeit und würde ihnen somit weniger Profit bringen.

Auch die Sanitäter:innen sind von den miserablen Bedingungen auf dem Fest betroffen. Sie müssen sich nicht nur mit den vielen Besoffenen, teils übergriffigen Menschen herumschlagen, sondern tun dies auch häufig ehrenamtlich ohne Bezahlung. Dass die Veranstalter:innen trotz ihres Millionen Umsatzes zu geizig sind um ihre Sanitäter:innen zu bezahlen, zeigt mal wieder wie wenig sich Kapitalist:innen für uns Arbeiter:innen interessieren. 

Aus der Sicht der Besucher:innen

Das Oktoberfest zieht jedes Jahr 7,2 Millionen Gäste an, darunter 21% aus anderen Ländern. Trotzdem gibt es auf dem Volksfest etliche rassistische Übergriffe. Das zeigen die Zahlen und Statistiken, die in Zeiten von Faschisierung immer weiter steigen. Und natürlich ist auch die Wiesn davon nicht ausgenommen. Allerdings spielt die Polizei diese Zahlen herunter und tut sie als Einzelfälle ab. 

Dass die Polizei Angriffe auf Migrant:innen, LGBTI+ Personen oder Frauen verharmlost, ist keine Überraschung. Trotz dieser Einschätzung wurde vom Oktoberfest 2019 selbst gewarnt, dass sich homosexuelle Pärchen nicht offen auf dem Gelände zeigen sollten, denn: “Das Bierzelt ist jedenfalls nicht der richtige Ort, um solchen Leuten das Lied von Solidarität und Gleichberechtigung zu singen”. Bei solchen Aussagen bringen auch Regenbogen-Flaggen am Eingang oder der “Gay-Sunday” nichts. Diese Maßnahmen sind beste Beispiele für „Pinkwashing“ und nicht dafür wie man mit Gewalt gegen LGBTI+ Personen umgeht.

Ähnlich sieht es mit sexualisierter Gewalt gegen Frauen aus. Wie schon erwähnt, geben 3 von 4 Kellnerinnen an bereits sexualisierte Übergriffe erlebt zu haben. Dass Besucherinnen ähnliches zu berichten haben kann man annehmen, denn Praktiken wie das “Upskirting” (das Filmen unter dem Rock von Frauen), sind trotz “Safe-Space” auf dem Gelände scheinbar normal. Denn Frauen erzählen in viralen Videos, dass sie sich gezwungen fühlen Leggins oder Hosen unter ihr Dirndl zu ziehen. Doch bei “Upskirting” hört es nicht auf: Berichte von Frauen wie sie betatscht werden, bis hin zu Vergewaltigung häufen sich im Internet. 

Organisieren gegen rassistische und sexualisierte Gewalt

Die beschriebenen Zustände sind nicht nur auf dem Oktoberfest so, sondern überall vorherrschend: auf der Straße, dem Dorffest, im Konzert, im Club und so weiter. Ursachenbekämpfung wie “Safe-Spaces” oder ein Awareness-Team sind zwar schöne Ideen, bringen aber nur wenig. Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden, also lasst uns als Arbeiter:innen organisiert gegen Kapitalismus und Patriarchat vorgehen. Denn nur so können sich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Sexualität frei überall bewegen.

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