Der Übergang in den Wechselunterricht für die Abschlussklassen in Bayern kam nicht gut an. Zahlreiche Schüler und Schulen sind in den Streik getreten.
Update vom 3. Februar, 12.52 Uhr: Der Protest gegen die Einführung des Wechselunterrichts bei Abschlussklassen weitet sich aus. Nachdem am Montag und Dienstag bereits mehrere Klassen in Nürnberg gestreikt haben, folgten ihrem Beispiel jetzt auch Schüler:innen in Augsburg. Am Holbein-Gymnasium meldete sich in der Früh die gesamte 12. Jahrgangsstufe krank. Schülersprecherin Luisa Link sagte dem BR: „Wir sind im Warnstreik, nehmen aber am Unterricht teil, nur eben von zu Hause.“
Die Schülerschaft lehne den Unterricht im Schulgebäude größtenteils ab. Zum einen wegen der Corona-Infektionsgefahr, zum anderen aber weil der Distanzunterricht gut funktioniert habe. Zusätzlich: „Für den Wechselunterricht müssen unsere Lehrer die Stunden zweifach vorbereiten; darunter leidet der Unterricht für die Klassen der jüngeren Schüler.“ Sollte sich nichts ändern, will man auch kommenden Mittwoch streiken.
Schüler-Streik auch am Bayernkolleg in Augsburg
Auch am Bayernkolleg blieben heute die Schüler:innen der Abschlussklassen dem Unterricht fern. Dazu veröffentlichten sie ein Schreiben. Der Wechselunterricht sei ein Widerspruch zur aktuellen Infektionsschutz-Politik und eine Belastung für alle Beteiligten. „Das Homeschooling in der aktuellen Form mag nicht perfekt sein, ist aber dem derzeitigen Pandemieverlauf angemessen“, heißt es dort. Außerdem will die Abschlussklasse an den gestrichenen Faschingsferien Mitte Februar festhalten.
An Münchner Schulen macht sich ebenfalls Unmut breit. Schülervertreter schrieben hier einen Brief direkt an das Kultusministerium. Hauptkritikpunkt neben dem Übergang auf den Wechselunterricht ist auch hier die Streichung der Faschingsferien. „Vor allem Sie, Herr Minister (Piazolo), sollten wissen, wie wichtig diese letzte Woche der ‚echten‘ Erholung für uns ist“, schreibt Benjamin Specht, Schülersprecher der Nymphenburger Schulen. Gestreikt wird in München aber vorerst nicht.
Am 8. Februar findet ein Schulgipfel der Staatsregierung statt. Dort wird beraten und entschieden, wie es an Bayerns Schulen nach dem 14. Februar weiter gehen soll. In Planung ist ein stufenweiser Übergang zurück in den Präsenzunterricht.
Nürnberg: Schüler halten vom Konzept des Wechselunterrichts wenig
Ursprungsmeldung vom 2. Februar 2021: Nürnberg – Mit dem Distanzunterricht sind viele Schüler in Bayern überfordert. Nicht aber die angehenden Abiturienten der Staatlichen Fachoberschule II in Nürnberg*. Sie wollen weiterhin zu Hause bleiben. Das Konzept Wechselunterricht stößt bei ihnen auf Unverständnis und Sorge. Sie haben daher beschlossen zu streiken. Um „endlich Gehör in München zu finden“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, haben sie sich mit einem Schreiben ans Ministerium gewandt.
Nürnberg: Streik gegen Wechselunterricht – Schüler wollen beim Online-Unterricht bleiben
Erst am vergangenen Mittwoch (27. Januar) erklärte das Kultusministerium, dass Abschlussklassen ab Februar wieder in den Wechselunterricht zurückkehren. So sollen die Schüler in geteilten Klassen beziehungsweise Kursen zwischen Präsenz- und Distanzunterricht wechseln. Dem folgte prompt Kritik seitens der Lehrer. Auch die angehenden Abiturienten der FOS II in Nürnberg* sind ganz und gar nicht begeistert von dieser Entscheidung, berichtet nordbayern.de.
„Der Online-Unterricht hat sich bei uns sehr gut eingependelt. Wir verstehen nicht, warum wir jetzt so kurzfristig da herausgerissen werden und wieder in den ineffizienten Wechselunterricht zurücksollen“, sagt Schülersprecher Efe Can Boztosun. Der Lerneffekt könne nicht hoch sein, wenn Schüler angesichts der Corona*-Situation wieder in Schule zurückzukehren.
Nürnberg: Schüler streiken und fordern die Reduktion des Prüfungsstoffs
Eine weitere Forderung der Schüler: die Reduktion des Prüfungsstoffes im zweiten Halbjahr. Ähnliches beschloss das Kultusministerium für Gymnasien. Dort reduziert sich vor allem die Zahl der Klausuren im zweiten Halbjahr deutlich. Bei Fach- und Berufsoberschulen wurden bislang nur die schriftlichen Prüfungstermine um dreieinhalb Wochen nach hinten verschoben.
Das wollen die Nürnberger FOS-Schüler nun ändern. „Wir sind keine Abiturienten zweiter Klasse“, sagt Schülersprecher Boztosun. Denn beim Wechselunterricht kommen Schüler und Lehrer mit dem Lernstoff nur halb so schnell voran.
Quelle: tz.de