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Zech Group: Hardcore-Union Busting bei Oelschläger Metalltechnik

Zermürbung und Einflussnahme. Geschäftsführung zieht sämtliche Register gegen Gewerkschafter im Betriebsrat: schikanöse Versetzungen, Kündigungen, Denunziantentum, Unterschriftensammlung.

Union Busting-Kanzlei Wittig Ünalp als anti-demokratische Helfershelfer

Die Möglichkeit der Organisierung in einer Gewerkschaft und im Betrieb sind in Deutschland durch das Grundgesetz geschützt. Das hält viele Unternehmen jedoch nicht davon ab, ArbeiterInnen die von diesen Rechten Gebrauch machen so lange zu schikanieren bis diese einknicken und auf die Wahrnehmung ihrer Rechte verzichten. So könnte man auch beschreiben, was sich in den letzten Monaten und Jahren bei der Oelschläger Metalltechnik GmbH (OMT) in Hoya bei Bremen abgespielt hat.

Unter der Leitung von Geschäftsführer Andreas Spreen versucht das Unternehmen jede gewerkschaftliche Organisierung zu verhindern und die Arbeit des Betriebsrates zu torpedieren.

Seit dem die IG Metall nach einer offensiven Mitgliederkampagne bei der Betriebsratswahl am 19. April 2018 die Mehrheit der Mitglieder des Betriebsrates stellte, versucht sie einen Tarifvertrag für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu erwirken. Der Grundlohn bei OMT lag 2018 rund 1.500,- Euro niedriger als das Eckentgelt des Flächentarifs. Hinzu kommen massiv viele Überstunden und ein undurchsichtiges System von Bonuszahlungen und individuellen Lohnvereinbarungen.

Union Busting gegen die IG-Metall

Die Geschäftsführung ging dabei von Anfang an und auf allen Ebenen mit Schikanen und psychischem Druck gegen die Betriebsrats- und IG Metall-Mitglieder vor. Die Geschäftsführung konfrontierte die Betriebsrats- und IGM-Mitglieder immer wieder mit konstruierten Kündigungen und Abmahnungen und nannte dabei vorgeschobene Gründe wie etwa schlechte Arbeitsleistungen.

In den darauf folgenden zahlreichen Kündigungsschutzverfahren erreichte die Geschäftsführung vermehrt, dass Betriebsratsmitgliedern Vergleiche mit hohen Abfindungszahlungen schlossen. „Ein derartiges Klima der Angst habe ich noch bei keinem anderen Unternehmen erlebt“, beschreibt Betriebsbetreuer Martin Bauerschäfer von der IG Metall Nienburg-Stadthagen die Situation im Betrieb.

So musste die Belegschaft den Betriebsrat bereits nach einem Jahr am 11. April 2019 neu wählen, da es Geschäftsführer Andreas Spreen geschafft hatte einen Großteil der Betriebsratsmitglieder loszuwerden. Bei dieser Wahl stellte das Unternehmen die beiden eigenen Betriebsratswahllisten „Produktion“ und „Office“ auf, um ein von der IG Metall dominiertes Gremium zu verhindern.

Ebenso berichtet die IG Metall, in dieser Zeit von dreckigen Wahlkampfmethoden des Unternehmens, wie dem Verbreiten von Lügen über die Gewerkschaft oder der Versagung von Abteilungsversammlungen für die IG Metall-Liste, während die anderen Listen diese durchführen konnten. Trotz dieser Schikanen gewann die IG Metall diese Wahl erneut mit 51,6% und konnte damit 6 von 11 Betriebsratsmitgliedern stellen.

Unternehmen zermürbt Betriebsratsmitglieder und gewinnt so die Oberhand

OMT zeigte sich als denkbar schlechter Verlierer. Das Unternehmen den Druck auf die Gewerkschaftsmitglieder und IG Metall-Betriebsratsmitglieder massiv. Unterstützt wird sie dabei von der Kanzlei Wittig & Ünalp. Mit Hilfe der Kanzlei werden die IG Metall-Mitglieder im Betriebsrat seitdem mit unzähligen Abmahnungen überzogen.

Die Kanzlei um die Rechtsanwälte Maximilian Wittig und Kagan Ünalp bietet unter anderem Seminare für erfolgreiche Kündigungen an –  auch von Beschäftigten mit besonderem Kündigungsschutz – und bewirbt diese im Internet (arbeitsrechts-seminare.de). Ferner schulen sie in der Erkennung von angeblichen Drückebergern und so genannten Low-Performern (Wittig Ünalp: Die Top Ten der besten Kündigungsgründe).

Bundesweit bekannt wurde Wittig & Ünalp, weil am 14. 9. 2015 rund 30 Antifaschisten und Gewerkschafter in Bremen gegen eines dieser Fertigmacher-Seminare protestierten (Union Busting Kanzlei geoutet, 16.9.2015).

Ziel dieser Union Busting-Kanzleien ist es, Betriebsratsmitglieder durch psychischen Druck bis weit ins Private hinein zum Aufgeben zu zwingen. Spätestens wenn Union Busting-Kanzleien wie Wittig & Ünalp, Schreiner + Partner, Schertz Bergmann, Buse Heberer Fromm‭ oder Kliemt in solchen Auseinandersetzungen von Unternehmen zur Hilfe gerufen werden, dann müssen alle Alarmglocken schrillen. Dann ist mit den brutalsten Union Busting-Methoden zu rechnen.

Da auch einige Betriebsratsmitglieder bei OMT diesem Druck nicht mehr standhalten konnten und das Unternehmen verlassen haben oder sich quasi aus dem Amt kaufen ließen verliert die IG-Metall am 5. Februar 2020 die Betriebsratsmehrheit und die unternehmensnahen Listen übernehmen den Vorsitz des Betriebsrats. Seit diesem Zeitpunkt sind alle bekannten Gewerkschaftsmitglieder im Unternehmen sprichwörtlich zum Abschuss frei gegeben.

Die unternehmensnahen Listen nutzen diese Gelegenheit die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Betriebsratsanwalt Albrecht Seidel von der Kanzlei Vieker & Chatziparaskewas und alle angelaufenen Einigungsstellenverfahren zu beenden.

Geschäftsführung terrorisiert Gewerkschaftsmitglieder

Was seit dem folgt sind vorgefertigte Austrittsschreiben aus der Gewerkschaft an die Privatadressen und entsprechende Aushänge am „Schwarzen Brett“ (PDF) des Unternehmens. Auch bereits frankierte Briefumschläge soll die Geschäftsführung dafür zur Verfügung gestellt haben. Hinzu kommen weitere Abmahnungen und „Strafversetzungen“ für UnterstützerInnen der Gewerkschaft. In einem Aushang des Unternehmens werden Gewerkschaften als unzeitgemäß abgestempelt.

Weiter versucht das Unternehmen durch eine vermutlich selbst initiierte „Unterschriftenliste zur Absetzung des Betriebsrats“ im November 2019 den Betriebsrat aufzulösen. Ob und inwieweit Geschäftsführung und Initiatoren die MitarbeiterInnen dazu genötigt haben, diese Liste zu unterschreiben ist unklar.

Die gewerkschaftsfeindliche Offensive des Unternehmens zeigt sich auch daran, dass Vorgesetzte bestimmte Leistungen (wie etwa Vorschüsse) in Gesprächen mit Mitarbeitern, an die Bedingung des Austritts aus der IG Metall geknüpft haben. Die Werkzeugkiste eines Kollegen soll sogar aufgebrochen worden sein, da sich darin ein Flyer der Gewerkschaft befand.

In einer „Unterweisung Umgang mit unzulässiger Werbung“ verbietet OMT nicht nur jegliche Werbung bzw. Hinweise auf die IG Metall im Betrieb (z.B. Flyer, Button, T-Shirts). Gleichzeitig werden Vorgesetzte auch dazu angehalten Verstöße gegen diese Anweisung zu dokumentieren, zu melden und den Mitarbeitern mit möglichen Konsequenzen (Abmahnung, Suspendierung, Kündigung) zu drohen.

Doch nicht nur gegen gewerkschaftliche Rechte scheint es bei OMT massive Verstöße zu geben. Ein Vorgesetzter soll sogar einer schwangeren Mitarbeiterin zur Abtreibung geraten haben, falls sie noch etwas werden möchte.

Mitarbeiter stellen OMT schlechtes Zeugnis aus

Nur 16 von 60 ehemaligen oder derzeitigen Mitarbeitern, die bei dem Online Bewertungsportal kununu ihre Meinung über die Arbeitsbedingungen bei OMT abgegeben haben, würden das Unternehmen überhaupt als Arbeitgeber weiter empfehlen.

73% warnen davor, dass OMT ein Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen und miserablen Löhnen ist. Besonders schlecht kommen bei den KollegInnen die Geschäftsführung und Vorgesetzten weg.

Die Oelschläger Metalltechnik GmbH (OMT) ist Teil der Nordwest Industrie Holding GmbH und gehört damit zur Zech Group SE Holding. Beide Holdings werden durch den berüchtigten Firmenpatriarchen und Multimillionär Kurt Zech geleitet. Zech ist einer der größten Unternehmer in der Bau, Immobilien und Reederei-Branche in Deutschland. Bei OMT in Hoya arbeiten rund 600 Mitarbeiter. OMT stellt dort elektromotorische Gestellsysteme für die Möbelindustrie her.

Quelle: Aktion gegen Arbeitsunrecht

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