Am 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. An diesem Tag wurden vor 65 Jahren in der Dominikanischen Republik die Mirabal-Schwestern – Patria, Minerva und María Teresa – vom Geheimdienst des Militärdiktators Rafael Trujillo brutal ermordet. Die Schwestern waren politische Aktivistinnen. Die Wut über ihren Mord nährte die Widerstandsbewegung im Untergrund. Seitdem gehen jährlich Frauen auf die Straße, um gegen die Gewalt an Frauen zu kämpfen.
Gewalt gegen Frauen ist auch heute in Deutschland trauriger Alltag. Hunderttausende Frauen sind jährlich betroffen – durch körperliche, psychische bis hin zu sexualisierter Gewalt. Der Mord an Frauen aufgrund ihres Geschlechts – der Femizid – ist dabei die extremste Form patriarchaler Gewalt.
Nicht jede Form von Gewalt äußert sich sofort in dieser heftigsten Form. Patriarchale Gewalt geschieht regelrecht tagtäglich dort, wo wir uns bewegen – direkt vor unseren Augen, auch im Betrieb.
Patriarchale Gewalt findet auch im Betrieb statt
Der Übergang von patriarchalem Verhalten zu patriarchaler Gewalt ist fließend. Wenn der Vorgesetzte zum Beispiel systematisch Kolleginnen herabsetzt, lächerlich macht und vor der gesamten Belegschaft mobbt, weil sie es als Frau „eben nicht können“, dann bereitet er damit den Boden für noch intensivere Gewalt – nämlich dann, wenn weniger zuschauen, wie etwa ungeschützt zu Hause hinter verschlossener Tür. Stalking am Arbeitsplatz und Verfolgung auf dem Betriebsgelände, innerhalb wie außerhalb, sind weitere Beispiele für solche psychische Gewalt.
Immer wieder kommt es vor, dass sich Personen bedrohlich vor Kolleginnen aufbauen, sie körperlich einschüchtern und somit physische Gewalt als implizite Drohung nutzen, um sich durchzusetzen.
Auch sexualisierter Gewalt wird durch sexistische Witze und Kommentare über Kleidung oder Aussehen von Kolleginnen, bei denen diese zu Sexobjekten degradiert werden, Vorschub geleistet. Dass sich Vorgesetzte sexuelle Gefälligkeiten einfordern oder es zum Begrapschen, zum Klaps auf den Po bis hin zu massiveren Übergriffen kommt, ist keine Seltenheit in deutschen Unternehmen. So sind in den letzten Jahren immer wieder Fälle sexualisierter Übergriffe von CEOs publik geworden.
Solidarität aufbauen
Als Arbeiterinnen müssen wir uns gegen diese Übergriffe wehren – durch gemeinsame Solidarisierung unter Frauen und Unterstützung durch weitere Kolleg:innen. Machen wir den Mund auf gegen Mobbing und sexistische Kommentare! Schaffen wir Orte unter Frauen und mit Kolleg:innen, an denen patriarchale Vorfälle angesprochen werden können. Machen wir uns nichts vor: Fälle patriarchaler Gewalt passieren andauernd, und wir werden nicht immer davon erfahren, wenn wir das nicht selbst im Betrieb zum Thema machen oder keinen Raum dafür öffnen. Zusammen können wir ein Vorgehen planen und Widerstand gegen patriarchale Gewalt innerhalb und außerhalb des Betriebs aufbauen.
Auch wenn wir nicht selbst direkt betroffen sind, haben wir die Aufgabe, tagtäglich mit unseren Kolleginnen im Austausch zu sein und in solchen Fällen an ihrer Seite zu stehen. Lasst unsere Kollegin – unsere Klassenschwester – in diesem Moment nicht alleine! Natürlich gilt das auch, wenn wir sehen, dass Kollegen grapschen, sich aufdrängen oder wir häusliche Gewalt mitbekommen. Das Private ist politisch, und wir haben die Aufgabe, darüber im Betrieb mit unseren Kolleginnen zu sprechen!
Bauen wir Frauensolidarität im Betrieb und auf der Straße auf! Protestieren wir am 25. November – gegen patriarchale Gewalt im Betrieb, zu Hause, überall!





