Es war ein Wink mit der Baggerschaufel: Mit einer Demo vom Stadtschloss bis hinter das Rote Rathaus machten etwa hundert Leute – Delegationen der 63.000 Bauarbeiter in Berlin und Brandenburg – ihre Bereitschaft klar, notfalls für höhere Löhne in den Streik zu treten.
Drei Verhandlungsrunden mit den beiden Arbeitgeberverbänden für bundesweit 850.000 Beschäftigte im Bauhauptgewerbe waren ohne Ergebnis geblieben. Am kommenden Mittwoch soll die Schlichtung beginnen. Schlichter ist Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts.
Nikolaus Landgraf, Regionalleiter der IG BAU Berlin-Brandenburg, beklagte, dass die Arbeitgeber genau 0,0 Prozent mehr angeboten hätten: „Das ist eine Provokation, denn eigentlich ist das wegen der Inflation ein Minus. Als Grund für das Nicht-Angebot wurde die Corona-Krise genannt und was sie noch bringen könne.“
Dabei habe das Bauhauptgewerbe laut Ifo-Institut trotz Corona in den ersten fünf Monaten 2020 über sieben Prozent Umsatzplus eingefahren, seien im Juli nur zwei Prozent der Bauarbeiter in Kurzarbeit gewesen. Die Zahl der Beschäftigten habe zugenommen.
Die Gewerkschaft fordert 6,8 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 230 Euro mehr im Monat. Lehrlinge sollen 100 Euro mehr erhalten. Außerdem soll die Anfahrtszeit bezahlt werden. Ein Viertel der Bauarbeiter brauche im Schnitt über eine Stunde zur Baustelle, bei anderen Arbeitnehmern sei nur ein Zwanzigstel so lange unterwegs. Uwe Riemer (57), Vorarbeiter im Rohrleitungsbau, arbeitet zur Zeit in Lichterfelde: „Ich wohne in Buch, fahre täglich insgesamt drei Stunden zur Arbeit und zurück.“ Er demonstriere mit, weil er „ordentliches Geld für ordentliche Arbeit“ haben wolle.
Der Polier Michael Riecke (59), der zur Zeit am Mathematik-Gebäude der TU tätig ist, verlangt eine Würdigung der Arbeit: „Wir haben in der Pandemie durchgearbeitet, die Unternehmen haben Geld gescheffelt, die Auftragsbücher sind auch für 2021 voll. Da wollen wir finanziell beteiligt werden.“
Facharbeiter auf dem Bau wie Maurer, Betonbauer oder Zimmerleute verdienen in der Lohngruppe 4 brutto 20,37 Euro in der Stunde. Für Hilfskräfte gelten Mindestlöhne: 12,55 Euro im Osten, 15,25 Euro im Westen Berlins und 15,40 Euro in Westdeutschland. Azubis erhalten im ersten Jahr 798 Euro, im dritten 1406 Euro.
Quelle: Berliner Kurier