In den nächsten Wochen wird der Betriebskampf der Lokführer:innen verstärkt. Die Gewerkschaft GDL geht auf Konfrontationskurs mit der Deutschen Bahn (DB). Bei einer Urabstimmung für Streiks wird eine Zustimmung von 90% erwartet. Diese könnten noch im August beginnen.
Bei der Deutschen Bahn stehen die Zeichen auf Streik: Hier geht es nicht nur um den Betriebskampf von Arbeiter:innen gegen den Konzern, sondern auch die Gewerkschaften liegen untereinander im Clinch. Denn laut dem neuen Tarifeinheitsgesetz darf nur eine Gewerkschaft die Interessen der Mitarbeiter vor dem Konzern vertreten. Hier will sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) behaupten – es geht um ihre Existenz.
Ihr Konkurrent ist die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die Teil des DGB ist. Diese hatte bei den letzten Verhandlungen im September einen mehr als versöhnlichen Kompromiss mit der DB ausgehandelt: 0% Lohnerhöhung für das Jahr 2021 – bei einer ansteigenden Inflation von mittlerweile 3,8% gegenüber dem Vorjahr. Im Klartext: eine fast 4-prozentige Reallohnsenkung.
Die GDL setzte anfangs auf mehr und wollte einen Tarifabschluss von 4,8% erreichen. Mittlerweile ist sie auf 1,4% heruntergegangen und damit der DB deutlich entgegengekommen. Auch sie ist bereit für Reallohnverluste, doch die DB blockiert weiterhin.
Auch an anderer Stelle zeigt die DB ihre Haltung, die auf Lohndrückung ausgelegt ist: So wurde den Mitarbeiter:innen nahegelegt, ihre Überstunden und Urlaubstage abzubauen und den Flutopfern zu spenden und damit auf Gehalt zu verzichten. „Wer das nicht tut, wird als ‚unsolidarisch‘ gebrandmarkt“, erklärt die GDL jüngst in einem Aushang Anfang August. Gleichzeitig hat der Konzernvorstand der DB auf das Gesamtjahr 2021 ein deutlich geringeres Minus vorzuweisen als im Vorjahr. Dies hängt jedoch auch mit einer Finanzspritze der Regierung von rund 500 Millionen Euro an die DB zusammen, die jedoch damit verbunden wurde, dass auch die Beschäftigten ihren „Beitrag“ leisten sollten. Damit geht es im aktuellen Konflikt auch für die DB darum, eine staatlich verordnete Lohnsenkung durchzusetzen.
Die GDL hat nun ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung über Streiks aufgerufen, die heute zu Ende geht. Am Dienstag will die GDL-Führung das Ergebnis offiziell vorstellen. GDL-Chef Claus Weselsky rechnet mit einer Zustimmung von mehr als 90 Prozent. Wie Perspektive Online aus GDL-Kreisen erfuhr, laufen die internen Streikvorbereitungen bereits auf Hochtouren, sodass es auch kurzfristig zu Arbeitsniederlegungen kommen könne.
Quelle: Perspektive Online