Neun Tage lang kam es im spanischen Cadiz zu massiven Streiks und heftigen Straßenkämpfen. Nun haben sich der Kapital-Verband der Metallbranche und die Gewerkschaften CC OO und UGT auf einen Dreijahresvertrag mit jährlichen Lohnerhöhungen von 2% geeinigt. Alternative Gewerkschaften sprechen von „Verrat“ und rufen zur Fortführung des Streiks auf.
Beim Streik der Metallbranche im spanischen Cadiz ist es zu einer Einigung zwischen dem Kapital-Verband der Metallbranche und den Gewerkschaften CC OO und UGT gekommen. So soll es einen Dreijahres-Vertrag mit jährlichen Lohnerhöhungen von 2% geben. Im Jahr 2024 verpflichten sich zudem die Metallunternehmen, den durch die Inflation verursachten Kaufkraftverlust zu überprüfen und 80% dieser Differenz zu erstatten.
CGT: „Arbeiterklasse ist Verliererin“
Der alternative Metallgewerkschaftsbund CGT bewertet die in Sevilla erzielte Vereinbarung zur Beendigung der Mobilisierungen als „sehr negativ“, da „die Arbeiterklasse die Verliererin ist“. Nach Ansicht der Gewerkschaft bedeutet der Pakt für die Metallbranche in Cádiz in den nächsten drei Jahren einen klaren Reallohnverlust, „obwohl dies eine der Forderungen war, die die Arbeiter in den letzten Wochen der Proteste am meisten mobilisiert hat“. Einen Monat vor Ende des Jahres hat die Inflation in Spanien bereits 5% erreicht.
Die vereinbarte Lohnerhöhung ist deshalb von einem Inflationsausgleich noch weit entfernt und geht besonders zu Lasten der Leiharbeiter:innen, „die am meisten unter den Folgen der Arbeitsplatzunsicherheit in diesem Sektor leiden“, so die CGT.
Die Vereinbarungen von Sevilla seien „in absoluter Geheimhaltung“ getroffen worden, ohne die Arbeiter:innen zu berücksichtigen, und zielten darauf ab, „den unbefristeten Streik zu brechen“, in dem sich die Metallarbeiter:innen in der Bucht von Cádiz im Südwesten Spaniens seit dem 19. November befinden.
Nach Angaben der CC OO Cadiz wurde die Vereinbarung bereits von der Vertretung der dieser Gewerkschaft angehörenden Arbeiter:innen ratifiziert und „von der großen Mehrheit der Arbeiter in ihren Versammlungen unterstützt“, so die CC OO Cadiz. Wie sie am 25. November erklärte, bedeutete die Einigung „eine Bremse für die Forderungen der Unternehmer“, aber gleichzeitig räumte sie ein, dass sie sich „bewusst“ sei, dass viele Verbesserungen „auf der Strecke geblieben sind“ und dass „künftige Vereinbarungen“ anstünden.
Streik fortsetzen
Vom „anarchosyndikalistischen Zentrum“ aus wird jedoch jetzt schon aufgerufen, den Streik in den nächsten Tagen fortzusetzen und „den beispielhaften Kampf, der in Cádiz stattfindet und von der gesamten Arbeiterklasse des spanischen Staates unterstützt und mitgetragen wird“, weiterzuführen. Dieser Kampf, so argumentieren sie, „kann und darf nicht so enden, dass seine Protagonisten – diejenigen, die in den Tagen harter polizeilicher Repression am meisten riskiert haben – durch eine Vereinbarung mit denjenigen, die schon genug Erfahrung mit dem Verrat an der Arbeiterklasse haben, den Kürzeren ziehen“.
Auch die „Coordinadora de Trabajadores del Metal“ (CTM) kritisiert, dass es sich bei dem Ergebnis um „Brotkrümel“ handelt. Ihrer Meinung nach haben die Gewerkschaftsführer:innen „immer vermieden, Versammlungen einzuberufen“, um einen demokratischen Konsens über die Forderungen zu erreichen: „Wie schon seit zu vielen Jahren stellen uns die Gewerkschaftsführer, die mit den Bossen verhandeln, vor vollendete Tatsachen.“
Nach Ansicht der Gewerkschaft CTM bedeutet die Vereinbarung einen eindeutigen Kaufkraftverlust: Sie „gibt den Bossen alle Macht und die Möglichkeit zu tun, was sie wollen. Und wir wissen bereits aus Erfahrung, dass dies der Fall sein wird“, sagt sie.
„Wir haben während der neun Streiktage nicht gekämpft, einen großen Teil unserer Gehälter verloren, den Aggressionen und der Grausamkeit der Polizei widerstanden, um am Ende resigniert eine Vereinbarung zu akzeptieren, die ein Geschenk an die Bosse ist“, fassen die CTM und auch die CGT „Metal Bahía de Cádiz“ zusammen.
Quelle: Perspektive Online