„Die Maximalforderungen der IG Metall in den laufenden Tarifverhandlungen sind angesichts der anhaltend angespannten Materialversorgung und der Rohstoffpreisentwicklung völlig unangemessen“, konstatiert Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH). Die IG Metall setze zudem einseitig auf eine Altersteilzeitregelung, die den Fachkräftemangel in den Unternehmen mittelfristig verschärfen werde.
Laut IG Metall wollen „die Beschäftigten mehr auf den Tisch gelegt bekommen, als das, was die Arbeitgeber bislang in den Tarifverhandlungen anbieten: Sechs Monate keine Erhöhung, 1,2 Prozent plus ab März 2022 und für zwölf weitere Monate 1,3 Prozent ab März 2023. Und den Demografiefonds, aus dem unter anderem die Altersteilzeit finanziert wird, wollen sie am liebsten ganz abschaffen.“
Herr Schwörer hält dagegen: „Die Arbeitgeber haben mit einem frühen Angebot das deutliche Signal an ihre Mitarbeiter gesendet, die Pandemie und die Rohstoffkrise weiterhin gemeinsam durchstehen zu wollen. Dass die IG Metall trotz des Angebots sofort mit Streiks droht, macht deutlich, dass sie lediglich eigene Interessen verfolgt und von den wirtschaftlichen Risiken der Betriebe nichts wissen will.“
Massiver Kostendruck
Der HDH weist darauf hin, dass die Erzeugerpreise so stark gestiegen seien, wie seit 45 Jahren nicht mehr. Nach den wirtschaftlichen Corona-Beschränkungen träfen die dramatischen Preisentwicklungen die Unternehmen zur Unzeit: „Ob Kunststoffe, Bauholz, Kleb- und Schaumstoffe, Spanplatte oder Aluminium: Kosten explodieren, Kalkulationen implodieren. Einige Unternehmen konnten wegen Materialengpässen nicht mehr fristgerecht liefern. Gleichzeitig lassen die historischen Kostensteigerungen die Erträge schmelzen“, betont der HDH-Präsident.
Besonders unverständlich sei es, dass die IG Metall auf eine starre Altersteilzeitregelung pocht, die weder den Bedürfnissen der Beschäftigten noch den Herausforderungen der Unternehmen in einer alternden Gesellschaft gerecht würden. Für so wichtige Themen wie betriebliche Gesundheitsförderung, die Gestaltung alters- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen oder die Qualifizierung der Beschäftigten konnten die Betriebe bisher den Demografietarifvertrag nutzen. Diesen Vertrag hat die IG Metall im Vorfeld der Verhandlungen jedoch einseitig aufgekündigt.
Hintergrund
Die Tarifverhandlungen der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie werden derzeit von der IG Metall und den Tarifträgerverbänden in den einzelnen Tarifbezirken geführt, nachdem die Tarifverträge in den meisten Tarifgebieten zum 31.8.2021 endeten. Zuletzt waren die Tarifgehälter in der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in zwei Stufen Anfang 2020 und Anfang 2021 um 2,6% und 1,8% gestiegen. Die Gewerkschaft fordert nun 4,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und eine Anpassung der Altersteilzeit durch eine Aufstockung des Demografiefonds.
Ohne auf das erste Angebot der Arbeitgeber (+1,2% mehr Lohn ab März 2022, weitere 1,3% ab März 2023) einzugehen, ging die IG Metall sofort in den Arbeitskampf über und führt bereits Streiks in Baden-Württemberg. Für Niedersachsen wurde der Arbeitskampf ebenfalls angekündigt.
Quelle: baulinks.de