Gestern haben mehrere weiterführende Schulen in Frankfurt am Main gestreikt. Auf einer Demonstration vom Gesundheitsamt zum Rathaus haben die Schüler:innen ihre Forderungen mit Parolen und Redebeiträgen öffentlich gemacht. Sie fordern Schutz vor Corona, mehr Transparenz und Mitbestimmung.
Schule ohne Hygienekonzept
Im Moment gehen die meisten Schüler:innen in Hessen und deutschlandweit mit erheblichem Infektionsrisiko in die Schule. Während im Privaten angeordnet wird, die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, berichten Schüler:innen von nicht einhaltbaren Abständen in vollen öffentlichen Verkehrsmitteln, Klassenzimmern und auf Pausenhöfen. Die Politiker:innen hatten sieben Monate Zeit, ein Hygienekonzept an Schulen zu erarbeiten. Trotzdem wurden viel zu wenige Schritte zum Schutz der Schüler:innen getan. Die Maßnahmen, die getroffen wurden – Maskenpflicht und regelmäßiges Lüften – kosten Land und Bund nichts. Allerdings werden sie zur großen Belastung von Schüler:innen und Lehrer:innen, die teilweise 11 Stunden mit Maske und offenen Fenstern bei Minusgraden im Klassenzimmer sitzen.
„Streik in der Schule, Streik in der Fabrik – das ist unsere Antwort auf eure Politik!“
Diese und andere Parolen rufen ca. 400 streikende Schüler:innen heute vor dem Frankfurter Rathaus. Mit den Slogans: „Mehr Aufklärung, mehr Mitbestimmung und mehr Gesundheit“ haben sie heute eine Demonstration durchgeführt. Wir haben ein Interview mit einer der Organisator:innen über die Zustände an den Schulen und ihren Forderungen geführt.
Wie kam der Streik heute zustande und wer seid ihr?
Wir sind verschiedene Schülervertretungen, die sich für den schulübergreifenden Streik heute zusammengeschlossen haben. Davor gab es kleinere Gruppen an einzelnen Schulen, die gestreikt haben, was aber nichts bewirkt hat. Deshalb haben wir uns als Schülervertretung mit anderen Schulen in Verbindung gesetzt, die auch ähnliche Pläne hatten. Wir haben uns dann zusammengesetzt, gemeinsam geplant und koordiniert und diese Aktion geschaffen.
Wie haben eure Lehrer:innen und die Schulleitung darauf reagiert?
Viele haben positiv reagiert und gesagt, dass sie ähnliche Meinungen vertreten. Es kam aber auch Kritik, dass wir nicht zur Schulleitung gegangen sind, sondern den öffentlichen und medialen Weg gegangen sind.
Was sind, eurer Meinung nach, die größten Probleme im Schulsystem vor und während Corona?
Ein Problem, das ja auch schon in den Reden angesprochen wurde, ist die fehlende Digitalisierung. Deswegen hat auch das Home-Schooling im Frühjahr nicht so gut geklappt. Da gibt es einige Lücken, die nachgeholt werden müssen, das ist ein großer Nachteil an unserem Bildungssystem. Im Moment ist die Lage eigentlich wie vor Corona. Also man kann nicht sagen, dass es einen großen Unterschied gibt, außer dass wir Masken tragen und frieren, weil wir ständig lüften.
Das heißt es gibt eigentlich keinen Infektionsschutz?
Nein, wenn man das so sieht nicht.
Was sind eure Forderungen und an wen richtet ihr sie?
Wir richten die Forderungen an die Politik, also an das Gesundheitsamt und an die Ministerpräsidenten. Unsere Hauptforderung ist, die Schulen sicher zu machen. Für uns und für alle, die etwas mit der Schule zutun haben. Außerdem fordern wir mehr Transparenz und Einbeziehung der Schüler:innen. Eine konkrete Forderung, die wir aufstellen, ist außerdem Wechselunterricht.
Sind bereits weitere Aktionen geplant, falls eure Forderungen nicht umgesetzt werden?
Genau können wir das noch nicht sagen, aber vielleicht streiken wir nächsten Montag nochmal.
Vielen Dank für das Interview.
Quelle: Perspektive Online