[Köln] Erklärung klassenkämpferischer Arbeiter:innen

Wie viele weitere Industriekonzerne schmückt sich die Deutz AG gerne mit ihrem zivilen Image – doch auch Deutz liefert bereits jetzt Hilfsmotoren für Kampfpanzer oder macht altes Kriegsgerät wieder fit für das Militär. Gleichzeitig spricht Konzernchef Schulte über die Kriegsindustrie als „wichtigen und interessanten Markt mit Wachstumspotential“.

Heute morgen waren wir als Betriebskampf im Rahmen des Rheinmetall Entwaffnen-Camps vor den Werktoren des Deutz-Werkes in Köln-Porz. Wir haben die Arbeiter:innen der Frühschicht mit einem antimilitaristischen Transparent begrüßt und sind mit ihnen über die Rüstungsproduktion ins Gespräch gekommen. Viele der Beschäftigten waren über unsere Aktion erfreut: Oft sind sie ohnehin schon sauer über die Kriegsgeilheit des Deutz-Chefs.

In unserer Erklärung haben wir dabei auch auf die aktuellen ökonomischen Kämpfe in der Branche aufmerksam gemacht. Gemeinsam als Arbeiter:innen müssen wir kämpfen: Für mehr Lohn und gegen ihre Kriegsproduktion!

Hier der Flyertext:

Liebe Kolleg:innen.

Im März hat Deutz-Chef Schulte die Kriegsproduktion („Defence“) zu einem „wichtigen und interessanten Markt mit großem Wachstumspotenzial“ für den Konzern erklärt.

Bereits jetzt liefert Deutz Hilfsmotoren für Kampfpanzer und macht ältere Panzer wieder fit für den Krieg. Die bisher kleine Sparte im Unternehmen soll „systematisch ausgebaut“ werden.

Motoren für Panzer – soll das die Zukunft sein?

Vielleicht denkt sich der ein oder andere: „Gerade nach den Sparmaßnahmen bei Deutz könnte das doch neuen Schwung bringen“ oder „Müssen wir uns denn nicht auch verteidigen?“.

Es ist doch so: Alle Arbeiter:innen wünschen sich eine Welt ohne Waffen, auch Arbeiter:innen und Rüstungsarbeiter. Wir wollen alle zusammen mit unseren Familien in Frieden leben. Aktuell sind wir jedoch von Kriegsgeheul umgeben und die verschiedenen Großmächte bereiten sich auf einen Dritten Weltkrieg vor. Deshalb müssen wir uns als Arbeiter:innen und insbesondere als Rüstungsarbeiter die Frage stellen, in wessen Händen die Waffen, die wir produzieren (sollen), landen? Und hier können wir festhalten: Leider oftmalsin den Händen von Kriegsverbrechern!

  • Der türkische Diktator Erdogan setzt den Leopard 2-Panzer von Rheinmetall gegen die demokratische Autonomieregion Westkurdistan/Rojava ein – eines der wenigen demokratischen Leuchtfeuer in Westasien!
  • Die israelische Armee unter Führung lässt mit Panzerfäusten vom Typ Matador (Dynamit Nobel Defence) in Gaza auf palästinensische Bevölkerung und zivile Gebäude schießen. Auch eine in Kiel gebaute Korvette ist dort im Einsatz.
  • Im Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland im Kampf um die Ukraine spielen deutsche Waffen eine wichtige Rolle. Der aktuelle Einsatz im russischen Kursk wird beispielsweise mit dem Marder von Rheinmetall geführt. Hier kämpfen 80 Jahre nach dem Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion wieder deutsche Panzer auf russischem Gebiet.

Ob in Kurdistan oder Palästina – deutsche Waffen werden also für Kriegsverbrechen eingesetzt.

Schuld sind Regierung und Bosse!

Doch die Schuld dafür tragen nicht die Rüstungsarbeiter:innen! Sondern es ist heute die Regierung, welche diese Waffen exportiert. Und es sind die Firmenbosse, welche die dreckigen Deals mit der Regierung abschließen.

Und was ist mit den Waffen die bei der Bundeswehr landen, die nun mit hunderten Milliarden Euro aufgerüstet werden soll? Steht nicht die wenigstens für „Freiheit und Demokratie“?

Schauen wir uns an, was über zwanzig Jahre Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan gebracht haben. Unser Bundespräsident hat es ausgesprochen: man war dort um unsere „Wirtschaftsinteressen“ zu verteidigen. Für die Menschen war es ein Desaster. Die Bundeswehr ist eben nicht einfach zur „Landesverteidigung“ da. Sie hat vor allem das Ziel, die Interessen deutscher Konzerne in der ganzen Welt zu schützen.

Arbeiter:in mit Rückgrat

Was also tun als Arbeiter:in in der aktuellen Großwetterlage? Wir denken es benötigt ein konsequentes Eintreten für unsere Interessen als Arbeiter:innen!

Das heißt zum einen, für unsere unmittelbaren Interessen eintreten. Von 2018 bis Juni 2023 galt beispielsweise im Metall- und Elektro-Tarifvertrag die gleiche Entgelttabelle. Gleichzeitig betrug die Preissteigerung 19 % für den gleichen Zeitraum. Einmalzahlungen und Transformationsgeld können nicht über den Reallohnverlust hinwegtäuschen, der weder von der Tarifrunde 2022, noch von der letzten Tarifrunde mit einem Plus von gerade mal 5,1% ausgeglichen werden konnte. Die Konzerne machen Riesenprofite – wir brauchen Lohnerhöhungen!

Doch als Arbeiter:innen denken wir nicht nur an uns, sondern auch an unsere Klassengeschwister – international! Und da gibt es wunderbare Vorbilder, z.B. in Großbritannien.

Am 11. September 1973 hatte der faschistische Diktator Augusto Pinochet in Chile geputsch, zehntausende Gewerkschafter und Sozialisten wurde verfolgt und massakriert. Was taten britische Arbeiter in der Rolce-Royce-Fabrik? Sie hielten über fünf Jahre Maschinen zurück, welche für die chilenische Luftwaffe genutzt wurden. Hunderte Arbeiter weigerten sich an chilenischen Kriegsschiffen zu arbeiten.

Diese Tradition lebt heute fort. Erst Anfang August haben Hafenarbeiter im italienischen Genua die Durchfahrt des saudischen Schiffes Bahri Yanbu verhindert. Dieses sollte italienische Waffen nach Israel verschiffen, wo sie im Vernichtungskrieg gegen die palästinensische Bevölkerung eingesetzt werden.

Diesen Weg können auch wir beschreiten, wenn wir uns weigern an Waffen zu bauen, oder sie zu transportieren, die für die gröbsten Kriegsverbrechen zum Beispiel in Palästina oder Kurdistan eingesetzt werden!

All das sind notwendige Vorbedingungen, damit wir auch in kommenden größeren Kriegen auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Lasst uns also als ersten Schritt als klassenkämpferische Rüstungsarbeiter kämpfen für: Reallohnausgleich und sattes Plus! Stopp der Waffenlieferungen und Kriegsverbrecherregimes! Kein Ausbau der Rüstungsproduktion bei Deutz!

Rheinmetall und Deutz entwaffnen!

Vom 26. bis 30. August finden in ganz Köln Protestaktionen unter dem Motto „Mach was wirklich zählt! Rheinmetall entwaffnen“ statt. Als Arbeiter:innen unterstützen wir diese Proteste!

Die Kampagne entlarvt die Verbrechen des deutschen Imperialismus und deutscher Waffen in aller Welt. Ihre Aktionen richten sich nicht gegen uns Arbeiter:innen, sondern gegen die Regierung und Konzernchefs. Unterstützen wir deshalb in den nächsten Tagen ihre Aktionen! Führen wir kritische Diskussionen mit unseren Kolleg:innen – und vielleicht gehen wir ja von der Arbeit mal kurz beim Camp am Grüngürtel vorbei?

Du hast Interesse dich mit anderen klassenkämpferischen Arbeiter:innen und auch Rüstungsarbeitern zu vernetzen?

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