Nichts fährt mehr bei Allerbus

Ein unangekündigter Warnstreik von Verdi hat an diesem Mittwoch den Busverkehr in Verden lahmgelegt. Die Gewerkschaft hatte am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn die Ausfahrt von Allerbus blockiert.

Die Gewerkschafter kamen in dunkler Nacht und blockierten rechtzeitig vor Arbeitsbeginn um 5 Uhr die Ausfahrten: Bei Allerbus fuhr an diesem Mittwoch in Verden nichts mehr, alle Busse blieben im Depot, und der gesamte Linienverkehr fiel aus. Das betraf auch die Schülerbeförderung. Anders als der Streik am vergangenen Sonnabend war dieser Ausstand nicht angekündigt und traf das Unternehmen ohne Vorwarnung. „Das war ein schlechter Tag für uns und besonders für die Fahrgäste, die jetzt unter dem Tarifstreit leiden müssen“, sagte Allerbus-Geschäftsführer Henning Rohde. Am Donnerstag sollen die Fahrpläne aber wieder wie gewohnt bedient werden.

Der Streik ist Teil des Arbeitskampfes zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen, der die privaten Verkehrsbetriebe vertritt. Für Franz Hartmann, Gewerkschaftssekretär für Bremen/Niedersachsen, ist der unangekündigte Ausstand die Folge des Verhaltens von Allerbus in der vergangenen Woche. „Wir hatten den Warnstreik am Donnerstag angekündigt, und alle Betriebe haben sich daran gehalten. Allerbus war das einzige Unternehmen in ganz Niedersachsen, das die Aktion unterlaufen und Streikbrecher angeheuert hat“, begründete Hartmann am Mittwoch den aktuellen Ausstand. „Wir wollen den Fahrgästen nicht schaden, aber Allerbus hat unsere Ankündigung ausgenutzt, um den Streik zu unterlaufen. Deshalb haben wir unsere Aktion am Mittwoch nicht vorher angekündigt.“

Henning Rohde hingegen ist sich keiner Schuld bewusst. „Wir haben nur die Notfalllinien zu den Impfzentren in Verden und Walsrode bedient. Sonst nichts“, erklärt der Allerbus-Chef. Das hingegen sieht Hartmann anders. „Soweit uns bekannt ist, wird in Verden sonnabends gar nicht oder nur wenig geimpft, und der Transport dahin erfolgt über Sammeltaxis“, argumentiert Hartmann. Da der öffentliche Nahverkehr zu den Impfzentren sowieso von den Streiks ausgenommen seien, habe auch die Möglichkeit bestanden, mit Verdi eine entsprechende Vereinbarung abzuschließen. Dieses Angebot habe Allerbus aber nicht wahrgenommen. „Da Allerbus das einzige Unternehmen war, das am Sonnabend Streikbrecher eingesetzt hat, sehe ich das Argument mit den Impfzentrum als Vorwand an“, ist der Gewerkschafter überzeugt.

Dritte Runde angesetzt

Die dritte Runde der Tarifverhandlungen ist für diesen Donnerstag angesetzt. Verdi fordert für die etwa 2500 Beschäftigten der Branche drei Euro mehr pro Stunde mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Die Arbeitgeber bieten eine Anhebung des Stundenlohns von 80 Cent und 36 Monate Laufzeit. Nach Informationen von Hartmann liegt das Einstiegsgehalt für Busfahrer in privaten Unternehmen bei 13,57 Euro pro Stunde, das entsprechende Höchstgehalt beträgt 14,05 Euro. „Daran gemessen ist unsere Forderung eine große Steigerung. Dabei muss man aber sehen, dass es bei kommunalen Verkehrsunternehmen in Niedersachsen erst bei 15 Euro pro Stunde losgeht. Die Beschäftigten im privaten ÖPNV verdienen also deutlich weniger – bis zu fünf Euro in der Stunde – als ihre Kollegen und Kolleginnen in den Verkehrsbetrieben des Tarifvertrags Nahverkehr“, erklärte Hartmann. Dieser Tarifvertrag gelte vor allem in den niedersächsischen Metropolen wie Hannover oder Braunschweig. Verdi hoffe, mit den Warnstreiks ein deutliches Zeichen an die Adresse der Arbeitgeber zu setzen. „Sollte die kommende Verhandlungsrunde keine Einigung bringen, könnten weitere Streiks folgen“, kündigte Hartmann an.

Aus Sicht von Allerbus kämen die Warnstreiks zur denkbar schlechtesten Zeit, betont Henning Rohde. „Wir sind sowieso gebeutelt von der Corona-Pandemie, mit der Folge, dass die Fahrgastzahlen und unsere Einnahmen deutlich zurückgegangen sind“, so der Geschäftsführer. Zwar habe der Bund im vergangenen Jahr für die Busunternehmen einen finanziellen Rettungsschirm aufgelegt, ob und wie lange es die Hilfen 2021 geben werde, sei noch ungewiss. „Im Moment gehen wir davon aus, dass der Rettungsschirm begrenzt ist. Bis Ende April sind die Hilfen sicher, was danach kommt, wissen wir noch nicht“, erklärte Rohde. Insofern sei die Forderung der Gewerkschaft „unverhältnismäßig“, da die Unternehmen ohnehin große Einnahmenverluste ausgleichen müssten. Besonders kleine Firmen wie Allerbus hätten darunter zu leiden.

Einzig die Taxifahrer konnten sich am Mittwoch freuen, da etliche Verdener einen Fahrdienst nutzten, um ans Ziel zu kommen. „Heute war deutlich mehr los als an anderen Tagen“, so ein Taxifahrer am Verdener Busbahnhof.

Quelle: Weser Kurier