Die Auswirkungen des Müll-Streiks sind in Marseille unübersehbar. Um der Lage Herr zu werden, hat die Präfektur des Departements Bouches-du-Rhône eine ungewöhnliche Entscheidung getroffen.
Weil sich in der Mittelmeermetropole Marseille nach einem Streik weiterhin Abfallberge auf den Straßen häufen, hat die Polizei die Müllabfuhr zur Arbeit verpflichtet.
Von Donnerstag an muss das Personal für die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung sorgen – daher seien die Leute für drei Tage angefordert, das verfügte die Präfektur des Departements Bouches-du-Rhône am Mittwochabend.
Tausende Tonnen Hausmüll, die seit Start der Streiks am 27. September auf den Straßen liegen, gefährdeten die Gesundheit und öffentliche Sicherheit, so die Begründung für den ungewöhnlichen Schritt in Frankreichs zweitgrößter Stadt.
Anwohner reagierten erleichtert auf das Eingreifen. Es sei nicht mehr zum Aushalten, schrieb eine Frau auf Twitter – auf der Straße sehe es einfach schrecklich aus nach 13 Tagen ohne Müllabfuhr. «Ich bete, dass die Müllabfuhr morgen kommt.» Eine andere Frau bezeichnete es als unverständlich, dass mitten in der Corona-Krise – mit all den strikten Auflagen – sich der Müll wochenlang in den Straßen von Marseille häufen könne. Fast jährlich streikt die Müllabfuhr in der Stadt – dieses Mal ging es um längere Arbeitszeiten.
Verschiedene politische Ebenen hatten sich die Verantwortung für die, wie es in den Medien hieß, «Müll-Krise» in Marseille zugeschoben. Der Bürgermeister verlangte in einem Brief an Präsident Emmanuel Macron die Rückverlagerung der Zuständigkeit von der Region auf die Kommune. Zugespitzt hatte sich der Müllnotstand, als ein Unwetter Anfang der Woche haufenweise Abfälle auf die Strände und ins Meer spülte.
Quelle: Stern