Die Arbeiten an der neuen Tesla-Fabrik in Grünheide laufen auf Hochtouren. Bürokratische Hürden und Umweltbedenken wurden beiseite geschoben, die Politik ist begeistert. Jedoch deutet sich ein scharfer Konflikt mit der Industriegewerkschaft IG Metall an.
Für das im bundesweiten Vergleich vergleichsweise wenig industrialisierte Brandenburg soll sich die neue sogenannte Gigafactory von Tesla in Grünheide vor der Stadtgrenze Berlins als Segen erweisen. Das erhoffen sich zumindest alle namhaften Regierungspolitiker:innen der Region. In der Fabrik sollen 12.000 Arbeitsplätze entstehen mit Zulieferern bis zu 40.000 – so die Hoffnung.
Für den schnellen Bau der Fabrik hat Tesla-Chef Elon Musk, mittlerweile zweitreichster Mann der Welt, in Verhandlungen viele bürokratische Hürden beiseite schieben können und trotz ausstehender Umweltschutzklagen einfach am Bau der Fabrik festgehalten. Das hat ihm Bewunderung in der Industrie und der Öffentlichkeit eingebracht – aber auch die Wut von Anwohner:innen und Umweltaktivist:innen.
Ein weiteres Konfliktfeld deutet sich mit der IG Metall an. Alle Kontaktversuche der Gewerkschaft, habe der US-amerikanische Konzern bisher ignoriert. Insbesondere weigere er sich, einen Tarifvertrag zu unterzeichnen. Damit könnte der Konzern in die Fußstapfen des hierzulande eben deshalb viel kritisierten Internetriesen Amazon treten.
In den USA hatte sich Tesla schon als äußerst aggressiv gegenüber gewerkschaftlichen Organisierungsversuchen gezeigt. Unter anderem wurden sie untergraben, in dem die Beteiligung der Arbeiter:innen, die sich der Gewerkschaft anschließen wollen, an Aktienpaketen als Lohnbestandteil in Frage gestellt wurde. Unter anderem in dieser Ankündigung sah ein US-Gericht eine Verletzung des
Auch kursieren Berichte über hierzulande zumindest offiziell unvorstellbare Arbeitsbedingungen. So ist bezüglich der Tesla-Fabrik im US-amerikanischen Nevada die Rede von 70-Stundenwochen, nicht ausreichenden Sanitäranlagen und Teilen der Produktion, die in Zelten statt in einer Fabrik stattfinden.
Sollte Musk jedoch Erfolge oder Teilerfolge mit Angriffen auf den Lebensstandard der Arbeiter:innen in der Automobilindustrie könnten sich insgeheim auch deutsche Konzerne freuen, die sich mit Verweis auf die Konkurrenz aus den USA wohl bessere Chancen ausrechnen würden, selbst schärfere Angriffe durchzusetzen – gerade in Zeiten einer scharfen Wirtschaftskrise.
So sagte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber Bloomberg, Leiter des CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen, Musk könne sich als Segen für die änderungsresistente Industrie erweisen: „Unsere Unternehmenskultur neigt dazu, die Dinge zu lassen wie sie sind. Musk ist jemand, der das aufbrechen kann und darin liegt eine große Chance – auch für die deutschen Autobauer.“
Quelle: Perspektive Online