Uniklinikpersonal im Streik

Asklepios soll Tarife an den öffentlichen Dienst anpassen. Es gibt viele Personalengpässe.

Rund 200 Beschäftigte der privatisierten Uniklinik in Gießen sind am Dienstag in einen zweitägigen Warnstreik getreten. Ihre Forderung: Angleichung an die Tarife im öffentlichen Dienst und eine Corona-Prämie, wie sie in anderen Krankenhäusern gezahlt wurde.

Die Gießener gingen leer aus, weil sie nicht die Anforderungen des Bundes erfüllten. Was auch daran liege, dass dort viele schwerkranke Covid-Patient:innen mit langen Liegezeiten behandelt würden, sagte Verdi-Fachsekretär Fabian Dzewas-Rehm der Frankfurter Rundschau. Die neue Eigentümerin Asklepios habe genug Geld, um die Beschäftigten für einen Einsatz zu belohnen. Immerhin sei die Uniklinik eines der sechs hessischen Covid-Schwerpunktkrankenhäuser. Aktuell verdienten Beschäftigte in öffentlichen Häusern für die gleiche Arbeit zum Teil mehrere Hundert Euro mehr im Monat.

Covid-Stationen sind von dem Arbeitskampf ausgenommen. Diese Regel wird voraussichtlich auch in der nächsten Wochen angewandt, wenn dort die nichtärztlichen Beschäftigten in den Streik treten.

Die Stimmung sei schlecht, sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Demper. Der Eigentümerwechsel habe die Arbeitsbelastung noch einmal verschärft. Hinzu komme Corona – die Abteilungen seien chronisch unterbesetzt. Bis zu 50 Beschäftigte seien permanent in Quarantäne, mindestens 150 seien schwanger und unterlägen deshalb einem Beschäftigungsverbot.

Knapp 500 Kolleg:innen könnten wegen Wiedereingliederung nur reduziert arbeiten. Hinzu komme „kalter Stellenabbau“ durch Rente und Kündigung. „Die Überlastungsanzeigen sind sehr heftig“, sagt Demper. Es fehle an Intensivpersonal. In einem „Crashkurs“ würden nun Freiwillige fit gemacht, um die Versorgung sicherzustellen. „Das ist nicht mehr die gute Qualität einer Uniklinik.“

Im Juli hatte Asklepios die bundesweit einzige privatisierte Uniklinik vom Rhön-Konzern übernommen. Im Oktober kündigte die Geschäftsführung eine „Anpassung“ wegen „der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Situation“ an. In einem Vertrag mit dem Land und Verdi hatte sie einen Verzicht auf Änderungs- und Beendigungskündigungen bis Ende 2021 vereinbart.

Quelle: Frankfurter Rundschau