Viertägiger Streik bei Amazon

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Beim Pandemie-Gewinner Amazon sollen deutschlandweit 5.000 neue Stellen entstehen. Währenddessen rufen Gewerkschaften und Arbeiter:innen zum europaweiten Osterstreik beim Onlinehändler auf.

In einigen Briefkästen steckten in der letzten Woche wieder Wurfsendungen: Amazon sucht neue Mitarbeiter:innen. Der Onlinehändler warb auf diesen Flyern mit einem Gehalt von 13,50€ brutto und einer schnellen Antwort – eine Kampagne für das Generieren neuer Arbeitskräfte. 5.000 Stellen will der Konzern in Deutschland schaffen. Somit stiege die Zahl von 23.000 Beschäftigten auf 28.000.

Derweil streiken seit gestern die Arbeitnehmer:innen an den Standorten Leipzig, Rheinberg, Werne, Bad Hersfeld und Koblenz. „Amazon verdient sich in der Corona-Krise weiter eine goldene Nase“, erklärt Orhan Akman (ver.di). Und die Beschäftigten sähen kaum etwas davon. Im Jahr 2020 konnte der Konzern einen Umsatz von 24,7 Milliarden Euro verzeichnen – und das ausschließlich in Deutschland. Weltweit sind 1,3 Millionen Menschen von dem Unternehmen abhängig. Keine:r dieser Mitarbeiter:innen hat einen Tarifvertrag.

Kampf um den Tarifvertrag

Genau für solch einen Flächentarifvertrag wie auch im Einzel- und Versandhandel legen nun die Mitarbeiter:innen von Amazon die Arbeit nieder. Seit rund acht Jahren schon wird am Standort in Leipzig für einen Tarifvertrag gestreikt – ohne Erfolg. Diesmal soll der Streik nicht nur in Deutschland organisiert werden, sondern auch in Italien. Dort begannen bereits vor einer Woche zehntausende Mitarbeiter:innen mit ihren Arbeitskampfmaßnahmen. Die Streikwelle soll das Ostergeschäft treffen. Diesmal wird der Konzern in Deutschland seit der Nachtschicht von Sonntag auf Montag für vier Tage bestreikt.

Derweil gibt sich Amazon gelassen, sein Ostergeschäft ohne große Einschränkungen fortsetzen zu können. Bei einer genauen Betrachtung der Arbeitsverhältnisse erklärt sich auch, warum die finanzielle Abhängigkeit der Mitarbeiter:innen beim Konzern Wirkung zeigt.

Die Leute haben schlicht und einfach eine Sorge: um den Verlust ihres Jobs und die damit verbundene Existenzangst. Vom Gang zur Toilette bis hin zur Pausenzeit müssen die Mitarbeiter:innen sich von Privatdetektiv:innen auf Schritt und Tritt überwachen lassen. Und eine digitale Zeiterfassung sorgt für einen minutiös getakteten Arbeitsablauf, dem die Beschäftigten nicht entrinnen können.

Quelle: Perspektive Online