Seit fast vier Wochen streiken rund 500 ArbeiterInnen beim Maschinenbauer Voith. Dieser will das Werk im bayrischen Sonthofen komplett schließen. Jetzt lehnte das Unternehmen ein Angebot der Gewerkschaft zur Fortführung des Betriebs mit reduzierter Belegschaft ab. Die IG Metall kämpft nun nicht mehr für den Erhalt der Arbeitsplätze, sondern nur noch für Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen.
Am 23.4. traten die rund 500 ArbeiterInnen beim Maschinenbauer Voith im bayrischen Sonthofen in den Streik. Ihr Werk soll komplett geschlossen werden. Das Unternehmen hatte diesen Schritt schon im Herbst 2019 angekündigt. Doch anstatt sofortige Kampfmaßnahmen einzuleiten, verhandelte die IG Metall über sechs Monate lang mit der Unternehmensleitung über den Erhalt. Dabei kam es zu drei Warnstreiks. Erst Ende April stimmten dann 98 Prozent der IG Metall-Mitglieder im Betrieb für den unbefristeten Streik.
Kämpferische Proteste
Die Arbeitsniederlegung wurde kämpferisch geführt. So wurden Streikbrecher-Angebote des Unternehmens gemeinsam unterlaufen. Im Verlauf der ersten beiden Streiktage waren immer wieder Lkw im Auftrag der Geschäftsführung vorgefahren, die Getriebeteile aus dem Werk herausfahren wollten. „Unsere Kollegen haben spontan mit 50 bis 100 Privatautos die Ein- und Ausfahrten blockiert“, so Dietmar Jansen, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu.
„Obwohl wir schwarze Zahlen schreiben, sollen hier die Lichter ausgehen – ein Irrsinn“, kritisiert Jansen. Maschinenbauer Voith dagegen erklärte, es gehe nicht „um bisherige Leistungen einzelner Standorte, sondern um die zukünftige Wirtschaftlichkeit in einem neu aufgestellten Produktionsnetz“, so eine Sprecherin.
Auch der Vorstandschef des Maschinenherstellers Voith hat die geplante Schließung des Werks Sonthofen verteidigt. „Wir müssen den Konzern und die 20.000 Arbeitsplätze nachhaltig zukunftssicher machen. Das ist kein kalter Kapitalismus. Das ist unsere eigentliche soziale Verantwortung als Unternehmer“, sagte Toralf Haag dem Handelsblatt.
Verhandlungen gescheitert
Nach drei Wochen Streik sind die Verhandlungen um den Werkserhalt nun gescheitert, wie die IG Metall am vergangenen Freitag erklärte. Die Voith-Unternehmensleitung lehnte das Alternativkonzept der IG Metall zur Fortführung des Standorts mit reduzierter Belegschaft ab.
Dabei hat Voith das deutsche Streikrecht im Rücken. Denn für den Erhalt eines Werks darf nicht gestreikt werden, sondern nur für einen Sozialtarifvertrag.
Die IG Metall fordert nun also einen Sozialtarifvertrag mit „vernünftigen Abfindungen“ für die Beschäftigten sowie Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen einer Transfergesellschaft auf Kosten des Unternehmens.
„Der Streik steht, und wir führen den Streik problemlos weiter, bis wir ein gutes Ergebnis haben“, bekräftigt Carlos Gil, Streikleiter der IG Metall Allgäu. „Wir erfahren hier eine unglaubliche Solidarität der ganzen Region, von Vereinen, parteiübergreifend von der gesamten Politik, bundesweit von der IG Metall. Das gibt den Streikenden einen enormen Rückenwind.“
Quelle: Perspektive Online