Den Kampf für die LGBTI+ Befreiung in die Betriebe tragen!

Im Juni, dem sogenannten „Pride Month“ wird besonders auf die Kämpfe von LGBTI+ Personen aufmerksam gemacht. LGBTI+ steht für Lesbisch, schwul (Gay), Bisexuell, Transgeschlechtlich, Intersexuell + alle anderen Personen, die nicht in das binäre Geschlechtssystem passen. Heutzutage werden wir auf den Pride Month vor allem dadurch aufmerksam, dass Firmen ihre Logos in Regenbogenfarben abwandeln, spezielle Produkte vermarkten und viele öffentliche Einrichtungen Regenbogenfahnen aufhängen. Doch wie ist das entstanden? Sind LGBTI+ Personen eigentlich schon befreit und werden vom Kapitalismus und seinen Konzernen toleriert?

Stonewall was a riot!

Der 28. Juni ist der Jahrestag des Stonewall-Aufstands. Er geht auf die Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 zurück, an dem LGBTI+-Personen sich in der Stonewall-Bar gegen die Gewalt und Repressionen zur Wehr setzten, die sie regelmäßig durch die Polizei vor Ort erfuhren. Der Tag hat eine besondere Bedeutung für uns als Arbeiter:innen und LGBTI+ Personen, denn die Kämpfe gelten nicht nur als Grundstein für die organisierte LGBTI+-Bewegung und bisher errungene Rechte. Sie stellen auch heute noch einen wichtigen Bezugspunkt für uns dar, denn sie richteten sich nicht nur gegen die Polizeigewalt, sondern auch gegen Kapitalismus und Patriarchat. Die Vorkämper:innen der Stonewall-Aufstände erkannten, dass es unsere Befreiung als Arbeiter:innen und LGBTI+-Personen nicht in diesem System geben wird. So schrieben die am Aufstand beteiligten Street Trensvestite Action revolutionaries (STAR) in ihrem Manifest: We want a revolutionary peoples’ government, where transvestites, street people, women, homosexuals, puerto ricans, indians, and all oppressed people are free, and not fucked over by this government who treat us like the scum of the earth and kills us off like flies, one by one, and throws us into jail to rot. This government who spends millions of dollars to go to the moon, and lets the poor Americans starve to death. Power to the people!“

Heutzutage versuchen Konzerne, Kapitalist:innen und Staaten, diese Kämpfe zu vereinnahmen und sich anzueignen, um aus ihnen Profit zu schlagen und sich fortschrittlich zu geben.

Klassenkampf gegen Pinkwashing!

Doch wie fortschrittlich die Konzerne heute sind zeigen die Daten über LGBTI+ Unterdrückung in den Betrieben und auf dem Arbeitsmarkt. Rund ein Drittel aller LGBTI+ Personen muss am Arbeitsplatz ihre wahre Geschlechtsidentität oder Sexualität verbergen. Über die Hälfte berichtet davon, bereits von Diskriminierung am Arbeitsplatz betroffen gewesen zu sein. Darüber hinaus verdienen LGBTI+ Personen im Schnitt weniger und haben häufig schlechtere Chancen einen Job zu bekommen. Eine gewisse Ausnahme dabei sind lesbische Frauen, die tatsächlich im Schnitt mehr verdienen als heterosexuelle Frauen, da sie seltener Kinder haben und dadurch seltener in Teilzeit arbeiten. Dieser vermeintliche Vorteil bestätigt jedoch nur die patriarchale Logik. Vor allem bei Transpersonen führen Outing und Transition häufig zu gravierenden Lohnverlusten, bis hin zum Jobverlust. Allgemein sind Transpersonen auch doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie der gesamte Durchschnitt. Wir sehen also, dass die Firmenwagen auf den Prideparaden reine Heuchelei sind. Insbesondere in den Betrieben ist die Unterdrückung von LGBTI+ Personen noch stark vorhanden. Es bleibt also unsere Aufgabe als Klassenkämpfersiche Arbeiter:innenbewegung uns zusammenzuschließen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, und an die Kämpfe von Stonewall anzuknüpfen. Lasst uns den Kampf um die Befreiung in die Betrieben tragen, die spaltenden Vorurteile bei unseren Klassengeschwistern zurückdrängen und den heuchlerischen Konzernen den Kampf ansagen!

Die Frauenrevolution wird alle Geschlechter befreien!

Auch wenn wir bereits einige Fortschritte in der Befreiung von LGBTI+ Personen erzielt haben, und jetzt schon nicht zögern dürfen weitere Kämpfe aufzunehmen, muss uns bewusst sein, dass der Kapitalismus kein Interesse daran hat, die Unterdrückung von LGBTI+ Menschen zu beenden. Er ist seit seiner Entstehung eng mit dem Patriarchat verwoben. Die bürgerliche Kleinfamilie aus Vater, Mutter und Kindern ermöglicht ihm, möglichst viel Haus- und Erziehungsarbeit in den privaten Raum und damit meistens auf die Frauen abzuladen. In dieser zweigeschlechtlichen Ordnung haben LGBTI+ Personen keinen Platz. Dabei muss zwischen der Unterdrückung aufgrund von Sexualität und der geschlechtsspezifischen Unterdrückung unterschieden werden. Homo- und bisexuelle Menschen werden durch Homo-Ehe und komplizierte Adoptivverfahren in das patriarchale System integriert. Transpersonen, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen hingegen bekommen gar keinen Platz in der patriarchalen Ordnung zugestanden. Der antipatriarchale Kampf wird durch die Frauenrevolution den Weg für die Befreiung aller Geschlechter und Sexualitäten ebnen. Dafür muss dem Patriarchat als erster Schritt seine ökonomische Grundlage entzogen werden. Die Vergesellschaftung der reproduktiven Arbeiten im Sozialismus ermöglicht das aufbrechen patriarchaler Rollenbilder und stellt die Grundlage für unsere Befreiung als LGBTI+ Personen dar.

Gemeinsam als Föderation Klassenkämpferischer Organisationen knüpfen wir am 27. Juni an die Kämpfe von Stonewall an. Beteiligt euch an unseren Aktionen und lasst uns den Kampf um die LGBTI+ Befreiung auch darüber an jedem Tag im Jahr in unsere Betriebe tragen!