Seit einem Jahr kämpfen wir für unsere Zuschläge und den uns zustehenden Tariflohn. Ein Überblick darüber was bisher gelaufen ist und wie Edeka immer wieder versucht gegen die Rechte von uns als Beschäftigte vorzugehen.
Vor etwa einem Jahr haben wir uns als studentische Aushilfen und Minijobber einer Edeka-Filiale in Berlin zusammengeschlossen, weil wir feststellen mussten, dass uns keine Nacht- sowie Sonntagszuschläge gezahlt werden. Außerdem mussten wir feststellen, dass studentische Aushilfen im Gegensatz zu den Minijobbern, die nur den Mindestlohn gezahlt bekommen, Tariflohn erhalten.
Nachdem wir uns zuerst eigenständig über die rechtliche Situation informierten, haben wir im nächsten Schritt Kontakt zu verdi aufgenommen. Die Gewerkschaft bestätigte uns dies und gab uns den Rat, dass wir ein Schreiben an die Personalabteilung aufsetzen sollen, mit der Forderung nach den Nachtzuschlägen rückwirkend für die letzten drei Monate und zukünftig.
Wir haben beschlossen gemeinsam ein solches Schreiben aufzusetzen, denn wir dachten, dass eine kollektive Forderung mehr Wirkung erzielen würde. Trotz von uns gesetzter vierwöchiger Frist mussten wir auf eine Antwort lange warten. Als Antwort erhielten wir nur ein Schreiben, dass die Sache „geprüft“ werde.
Auch daraufhin folgte eine lange Wartezeit in der uns die Zuschläge weiterhin nicht ausgezahlt wurden. Dann erhielten die studentischen Aushilfen die mündliche Zusagen unseres Filialleiters, dass unserer Forderung stattgegeben wurde. Den Minijobbern wurde jedoch mitgeteilt, dass ihre Forderung abgelehnt wurde, mit der Begründung sie seien Minijobber. Eine schriftliche Antwort und Bestätigung haben wir nicht erhalten. Unsere Vermutung dazu war, dass Edeka uns nichts rechtlich bindendes vorlegen wollte und nach Wegen suchte uns weiterhin um die Zuschläge zu prellen.
Diese Vermutung bestätigte sich, als mehrere KollegInnen einzeln zu einem Gespräch mit unserem Filialleiter und seinem Chef gebeten wurden. Sie legten uns einen neuen Vertrag zur Unterschrift vor, der dazu führen sollte, dass wir zukünftig keinen Anspruch auf die Zuschläge mehr hätten. Wir haben diese neuen Verträge erst einmal nicht unterschrieben, da uns klar war, dass sie uns übers Ohr zu hauen versuchten.
Daraufhin wurde zwei Kolleginnen mitgeteilt, dass ihre befristeten Verträge nicht verlängert würden, obwohl ihnen im Einstellungsgespräch zugesichert wurde, dass die Verträge auf jeden Fall nach einem Jahr verlängert werden. Unser Filialleiter begründete das damit, dass er auf Grund unserer Forderungen nun den Markt „umstrukturieren“ müsse. Die Kolleginnen sind seit Dezember jetzt ohne Job – und das mitten in der Pandemie und bei einer wirtschaftlich sehr schlechten Situation! Ein ganz klarer Schlag gegen uns.
Wir überlegten uns weitere Schritte, wie wir auf unsere Situation aufmerksam machen können. Dafür erstellten wir Flyer, die in Edeka Filialen in Berlin, aber auch in anderen Städten wie Köln, Leipzig, Hamburg und Cottbus, verteilt wurden. Ein weiteres Ziel dabei war und ist es mit KollegInnen aus anderen Filialen in Kontakt zu treten.
Da uns die Zuschläge auch weiterhin nicht ausgezahlt wurden, haben wir uns erneut an die Personalabteilung gewandt, mit der Aufforderung die Zuschläge mit der nächsten Abrechnung auszuzahlen und der Bitte um eine schriftliche Bestätigung. Daraufhin wurde den studentischen Aushilfen die eingeforderten Zuschläge endlich ausgezahlt. Ein kleiner Etappenerfolg.
Seitdem wurden einige dann anders eingeteilt, sodass sie weniger Stunden in der Spätöffnungszeit arbeiten und somit die Zahlung von Zuschlägen vermieden wird. Der Nächste Schlag folgte bald. Bei den verbliebenden studentischen Aushilfen wurde nun ohne Absprache die Auszahlung der Zuschläge in eine Zeitgutschrift umgewandelt, gleichzeitig werden wir weniger Stunden eingeteilt, als vertraglich vereinbart, sodass wir auch keine Überstunden aufbauen. Das entspricht nicht dem was wir gefordert haben und ist laut Gewerkschaft auch nicht rechtens.
Edeka versucht mit vielen Mitteln, dass wir mit unseren Forderungen nicht durchkommen und dass nicht noch mehr Leute davon Wind bekommen. Drei unserer Kolleginnen haben dadurch schon ihren Job verloren. Die anderen Aushilfen, die Minijobber sowie diejenigen, die sich bisher unserer Forderung noch nicht angeschlossen haben, bekommen nach wie vor nur den Mindestlohn, bzw. keine Nachtzuschläge. Obwohl es im Kollegium viel Zuspruch gab, gibt es auch teilweise Angst davor, die Forderung zu stellen, weil sie gesehen haben, wie wir behandelt wurden und werden.
Edeka als größter Lebensmitteleinzelhandelskonzern in Deutschland macht jährlich satte Gewinne. Jedoch kommen diese nicht von irgendwoher. Die Löhne im Einzelhandel sind sowieso schon sehr niedrig, das wird aber noch befeuert davon, dass sehr viele Minijobber beschäftigt werden. Zu den Spätöffnungszeiten werden fast nur Minijobber und studentische Aushilfen eingesetzt.
Das ganze hat System, auch die Verweigerung der Anwendung des Tarifvertrags für alle Aushilfen. So spart Edeka enorm an den Personalkosten und kann weiterhin die Gewinne steigern. Wir wollen, dass Edeka damit nicht durchkommt und wollen dass für gleiche Arbeit auch der gleiche Lohn gezahlt wird.