Mit einer einmaligen Corona-Prämie wollen sich die Mitarbeiter der Deutschen Post nicht „abspeisen“ lassen. Die Gewerkschaft droht mit Streiks – auch im Briefzentrum Freising.
Freising – Schon vor Beginn der bundesweiten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post droht die Gewerkschaft ver.di mit Streiks – auch im Landkreis Freising. Für 28. August ist die erste Verhandlungsrunde angesetzt, berichtet Reinhard Wagner, Vorsitzender von ver.di Flughafen. „Sollte die Gegenseite auf stur schalten, werden wir die Verhandlungen abbrechen und zu Warnstreiks aufrufen.“
Die Forderungen der Angestellten
Die Gewerkschaft fordert für die nächste Tarifrunde 5,5 Prozent mehr Gehalt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 90 Euro. Zudem soll die Postzulage für Beamte fortgeschrieben werden. Sie sei ein Ersatz für fehlendes Weihnachts- und Urlaubsgeld, erklärt Wagner. Die Forderungen sind Ergebnis einer Mitgliederversammlung, die von der ver.di-Tarifkommission am 10. August so beschlossen wurde.
„Gerade in der Corona-Krise haben die Beschäftigten Übermenschliches geleistet, weil für den Ansturm von Paketen durch den Onlinehandel vergleichbar mit der Weihnachtszeit einfach nicht genug Personal vorhanden war“, berichtet Andreas Faltermaier, Vize-Vorsitzender von ver.di Flughafen. „Dazu kam der unvermeidbare Kundenkontakt, der die Beschäftigten mehr als alle anderen Arbeitnehmer einer Ansteckung ausgesetzt hat.“ Der Post gehe es wirtschaftlich gut, sagt Faltermaier. „Die Kasse ist voll, und diejenigen, die sie gefüllt haben, wollen zu Recht ihren Anteil.“
Zwar habe es im Zuge der Pandemie eine Corona-Prämie von 300 Euro pro Mitarbeiter gegeben, berichtet Wagner. „Das haben wir auch begrüßt. Wir lassen uns aber nicht mit einer Einmalzahlung abspeisen, sondern erwarten eine nachhaltige Vergütung.“
Die Drohung der Gewerkschaft
Von den bundesweit 140 000 tariflich Beschäftigten arbeiten rund 4000 in der Niederlassung in Freising. Und die haben vor fünf Jahren bereits unter Beweis gestellt, dass es ihnen ernst ist. Damals streikten die Freisinger Postler sechs Wochen lang eisern 24 Stunden pro Tag.
Noch heute spricht der damalige Streikleiter Faltermaier voller Stolz von der „größten Streikauseinandersetzung der Deutschen Post“, gar „der jüngeren Arbeitergeschichte“. Damals habe man den Kündigungs- und Änderungsschutz gerettet, berichtete Faltermaier. Auch dieses Mal stünden die Zeichen auf Streik. Die Bereitschaft dazu sei „uneingeschränkt“ vorhanden.
Die Reaktion des Arbeitgeberes
Bei der Post reagiert man gelassen auf die Auseinandersetzung. „Wir haben die Botschaft von ver.di zur Kenntnis genommen“, sagt Pressesprecher Erwin Nier dem FT. Mit welcher Haltung man selbst in die Verhandlungen geht, dazu sagt er bis dato nichts. „Vor der ersten Verhandlungsrunde können noch keine Aussagen getroffen werden zum Verlauf oder gar, welche Auswirkungen das Ergebnis auf lokaler Ebene haben könnte.“
Auch die Frage, welche Auswirkungen ein Streik für die Kunden haben könnte, sei reine Spekulation. Betroffen wären alle, die in den Postleitzahlenbereichen angesiedelt sind, die mit 84 oder 85 beginnen.
Quelle: Merkur