Am Mittwoch (2. September 2020) ist die Belegschaft der Norma Group Germany im Werk Maintal im Gewerbegebiet Mitte in einen zweistündigen Warnstreik getreten. Dazu aufgerufen hatte die Industriegewerkschaft Metall (IGM).
Maintal – Die Beschäftigten streikten vor allen drei Werkstoren an der Edison-, Edmund-Seng- und Bahnhofstraße, unter Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen wie dem Wahren eines Mindestabstands und, wo dies nicht möglich war, mit dem Tragen eines Mund-/Nasenschutzes. Grund für den Warnstreik sind die Auseinandersetzungen um den vom Unternehmen geplanten Abbau von rund 200 Stellen in Maintal und die Schließung eines Norma-Standortes in Gerbershausen.
Diesen Plänen begegnen der Betriebsrat und die IG Metall mit der Forderung eines Sozialtarifvertrags und eines „Zukunftspakts“ für die Norma-Beschäftigen. Ihre Solidarität mit den Streikenden bekundeten für den Main-Kinzig-Kreis auch die Kreisspitzen in Person von Landrat Thorsten Stolz (SPD) und Erster Kreisbeigeordneten Susanne Simmler (SPD). Die Landtagsabgeordnete der Linken, Janine Wissler, brachte ebenfalls ihre Solidarität mit der IGM zum Ausdruck.
Erste Tarifverhandlungen bei Norma Group in Maintal waren gescheitert
Nachdem erste Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften Ende August gescheitert waren, wie Robert Weißenbrunner, Bezirksbevollmächtigter der IGM Hanau-Fulda, und Norma-Betriebsratsvorsitzender Klaus Ditzel erklärten, sei dies nun das adäquate Mittel, um Druck auf die Konzernleitung des global agierenden Herstellers von Verbindungselementen maßgeblich für die Automobilindustrie auszuüben.
Laut IGM wolle der Arbeitgeber keine Zukunftsgarantien abgeben und habe in den Verhandlungen auch kein Angebot zur sozialen Absicherung der Beschäftigten unterbreitet. Die Forderungen der Gewerkschaft, die für die der IGM angehörenden Beschäftigten am Standort Maintal gelten und denen mit dem Warnstreik Nachdruck verliehen werden sollen, lauten: Tarifvertragliche Mindestabfindungen bei Kündigungen und betriebsbedingten Aufhebungsverträgen von drei Bruttomonatsentgelten pro Beschäftigungsjahr. Des weiteren Bonus-Regelungen für IG Metall-Mitglieder durch Erhöhung der tariflichen Mindestabfindungen um den zweifachen Wert der während der Beschäftigungszeit bei Norma gezahlten Gewerkschaftsbeiträge.
Norma Group in Maintal: TransferPlus-Lösung wird gefordert
Zudem wird eine Finanzierung von Transfermaßnahmen und Transfergesellschaft (so genannte „TransferPlus-Lösung“) durch den Arbeitgeber für mindestens zwölf Monate gefordert, sowie Anspruch auf Übergang in eine Transfergesellschaft für alle nach Beendigung der individuellen Kündigungsfristen und des Arbeitsverhältnisses mit tariflicher Mindestzuzahlung auf 80 Prozent des Bruttomonatsentgeltes. Ein „Qualifizierungs-Budget“ von mindestens 5000 Euro pro Kopf schließt den Forderungskatalog der IGM ab.
Die Arbeitgeberseite hat bisher nicht öffentlich auf den Warnstreik reagiert. Im Vorfeld hieß es jedoch in einer Mitteilung der Geschäftsführung: „Wir haben ein klares Zukunftsbild von Maintal als effizientem, hochautomatisiertem Produktionsstandort. Unser Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland wiederherzustellen. Die geplante Umstrukturierung ist eine Reaktion auf veränderte Marktbedingungen und eine geringere Nachfrage für unsere deutsche Produktion. Wir müssen uns diesen Veränderungen anpassen, um langfristig erfolgreich sein zu können und um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gute Arbeit sowie eine langfristige Perspektive bieten zu können.“ Das Unternehmen setze laut Geschäftsführung darauf, „dass die Arbeitnehmervertreter einen offenen, konstruktiven Dialog mit uns führen und wir gemeinsam den Standort Maintal zukunftsfähig aufstellen.“ Weiter teilt das Unternehmen mit, dass „gestern vier neue Auszubildende in Maintal angefangen“ hätten.
Dazu erklärte Betriebsratsvorsitzender Ditzel: „Das ist richtig. Man muss allerdings dazu sagen, dass mit dem Arbeitgeber 15 Auszubildende vereinbart waren. Die Zahl von vier neuen Auszubildenden muss man ebenfalls im Kontext sehen, dass im Vorjahr noch sieben Lehrlinge angefangen hatten und es auch noch keine Zusicherungen für die Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis seitens der Geschäftsleitung gibt.“
Quelle: Offenbach Post