Metall- und Elektroindustrie: Die Zeichen stehen auf Streik

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Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie: Gewerkschaft verdeutlicht ihre Forderungen und ihre Kampfbereitschaft

Frühstücksaktionen, digitale Warnstreiks oder eine Infoveranstaltung am Parkplatz mit den Teilnehmern in ihren Fahrzeugen – in Zeiten der Pandemie muss auch die IG Metall neue Wege gehen, um in der laufenden Tarifverhandlung ihrer zentralen Forderung nach vier Prozent mehr Lohn Gehör zu verschaffen.

Kurz vor der dritten Verhandlungsrunde scheint eine Einigung mit den Arbeitgebern jedoch in weiter Ferne. Wenn bis zum Ablauf der Friedenspflicht am 1. März keine Lösung erzielt wird, dürfte es wohl zu Warnstreiks kommen. Die Gewerkschaft mit ihren rund 50000 Mitgliedern in der Region erwartet eine harte Auseinandersetzung und sieht sich dafür gut gerüstet, machte sie am Donnerstag vor der Presse deutlich.

Sicherung der Beschäftigung, Stärkung der Einkommen und die Gestaltung der Zukunft lauten die zentralen Forderungen der Metaller. Elemente sind unter anderem Modelle zur Arbeitszeitabsenkung (4-Tage-Woche) mit Teilentgeltausgleich als betriebliche Option in der Krise, Standortsicherungen über Zukunftsinvestitionen, um Investitionen in neue Produkte zu gewährleisten, und eine „Entgeltstärkung“, um die Binnennachfrage stabil zu halten. „Vier Prozent passen in die Zeit“, erklärte Erster Bevollmächtigter Bernhard Stiedl am Montag im Gewerkschaftshaus. Schließlich habe es im vergangenen Jahr keine Lohnerhöhung gegeben, die Tarifrunde wurde wegen der Pandemie unterbrochen.

Die Zweite Bevollmächtigte Tamara Hübner erinnerte an den Zeitplan der Verhandlungen, an die Befragung der Beschäftigten im Vorjahr, die auf großes Interesse gestoßen sei, und an den Tarifabschluss 2021 in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Diese Beschäftigten erhalten heuer eine steuerfreie Corona-Prämie von 325 Euro. Nächstes Jahr steigen die Entgelte um 1,3 Prozent im Februar und um weitere 1,4 Prozent im Oktober 2022.

Von einer „Verweigerungshaltung“ der Arbeitgeber sprach Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG Metall bei Audi und Mitglied der kleinen Verhandlungskommission bei den Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft hätte sich eine Verhandlungslösung gewünscht, aber eine Nullrunde beim Lohn und Abweichungen vom Tarif beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld als Haltung der Arbeitgeber seien schlichtweg nicht akzeptabel. Sollte in der letzten Verhandlungsrunde am Freitag keine Einigung erzielt werden, wird es ab 2. März bei Audi zu Aktionen kommen, machte Schlagbauer deutlich.

Massenkundgebungen wie früher sind freilich in Zeiten der Pandemie nicht möglich. Daher hat sich die IG Metall neue Strategien überlegt. So ist für diesen Freitag um 18 Uhr eine Aktion am Parkplatz des Audi-Sportparks geplant. Es wird eine Bühne aufgebaut, auf der Redner die Forderungen der Gewerkschaft verbreiten. Eine wegen Corona beschränkte Zahl von Zuhörern sitzt in ihren Autos und empfängt die Botschaften per Funkübertragung. Erstmals können auch Beschäftigte im Homeoffice in einen digitalen Warnstreik treten: Sie stellen ab einem gewissen Zeitpunkt ihre Tätigkeit ein. Außerdem will die IG Metall ihre Mitglieder bei Audi dazu aufrufen, in bestimmten Schichten ihre Arbeit zwei Stunden früher zu beenden und nach Hause zu fahren.

Solche „Frühstücksaktionen“ sowie Unterschriftensammlungen werden auch bei Airbus vorbereitet. „Wir rechnen nicht mit einem Ergebnis der Verhandlungen“, sagte Vertrauenskörperleiter Andreas Domke. In Manching habe es keine Kurzarbeit gegeben, das Werk sei die nächsten Jahre gut ausgelastet. „Wir stehen in den Startlöchern“, betonte Jana Rauch, Vertrauenskörperleiterin bei Aurora (früher Ledvance) in Eichstätt. Der Organisationsgrad sei hoch und Aktionen in allen Schichten geplant. Auch ihr Kollege Wolfgang Strasser von Wacker Neuson (Reichertshofen) erinnerte daran, dass es die Arbeitnehmer gewesen seien, die die Krise meisterten und wegen der Pandemie finanzielle Einbußen erleiden mussten. „Wenn es scheppern und krachen muss, wissen wir, wie es geht“, betonte er.

Quelle: Donau Kurier