Im Tarifstreit mit der Post hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Diesmal seien alle Bundesländer betroffen, teilten die Arbeitnehmervertreter am Freitag mit.
In den ersten beiden Verhandlungsrunden sei man einem Tarifabschluss „keinen Millimeter näher gekommen“, monierte die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Arbeitgeberseite müsse einlenken und die Belegschaft am Erfolg der Firma teilhaben lassen. Verdi fordert 5,5 Prozent mehr Geld für 140.000 Beschäftigte, die Post hat bisher noch kein Angebot vorgelegt. Verdi hatte bei den bisherigen Verhandlungen den Eindruck gewonnen, dass die Post nur Einkommensverbesserungen von 1,5 Prozent anbieten wolle.
Zu Arbeitsniederlegungen kam es nach Angaben von Verdi am Freitagmorgen in Köln, Düsseldorf, Ostwestfalen, Hamburg, Würzburg, Augsburg und in zahlreichen weiteren Städten und Regionen. Nach Angaben der Deutschen Post legten 3000 Beschäftigte an rund 300 Betriebsstätten ihre Arbeit nieder. Rund 100.000 Pakete und 1,2 Millionen Briefe kamen daher am Freitag den Firmenangaben zufolge nicht wie geplant beim Empfänger an. Damit seien jeweils etwa zwei Prozent der Paket- und Brief-Tagesmenge betroffen.
Für kommenden Montag und Dienstag ist die dritte Verhandlungsrunde geplant. Obwohl die Fronten verhärtet erscheinen, könnte es dann durchaus bereits zu einer Einigung kommen. Der Deutschen Post DHL geht es wirtschaftlich derzeit gut, was zum Beispiel am boomenden Online-Handel und seiner Paketflut liegt. Auch das Briefgeschäft ist lukrativ, wegen der Digitalisierung schrumpft es aber seit langem. Von der Coronavirus-Krise ist der Bonner Konzern ebenfalls betroffen, weil Geschäftskunden ihre Werbepost runtergefahren haben. Zudem machen die konjunkturellen Sorgen auch der Post zu schaffen – Firmen verschicken weniger Dokumente und Ersatzteile im sogenannten Expressgeschäft.
Quelle: Aachener Zeitung