Streik beim Humanistischen Verband in Berlin

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Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten des Humanistischen Verbands zu einem Warnstreik am Mittwoch auf. Mehr als 2000 Kinder betroffen.

An diesem Mittwoch, 18. November, werden voraussichtlich mehr als 2000 Berliner Kinder ihre Kindertagesstätte, vornehmlich im Osten der Stadt, nicht besuchen können.

Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten beim Humanistischen Verband (HVD) in Berlin erneut zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Es ist bereits der dritte Streik in diesem Jahr. Gestreikt wird nicht nur in den Kitas des freien Trägers, sondern auch in den Jugend- und Kultureinrichtungen, der Verwaltung und im Hospiz des HVD.

Der Grund dafür ist, dass der Humanistische Verband in diesem Jahr die Tarifverhandlung abgebrochen hat. Die Beschäftigten fordern höhere Gehälter und eine Angleichung an die in Berlin üblichen Tarife für vergleichbare Tätigkeiten.

Im Jahr 2017 hätten Arbeitgeber und Gewerkschaften gemeinsam eine Orientierung an den Tarifwerken des Öffentlichen Dienstes vereinbart, teilte die Gewerkschaft Verdi mit.

„Drei Jahre hat der Arbeitgeber aber die Verhandlungen verschleppt. Auch nach den letzten beiden Streiktagen hat der Arbeitgeber nicht reagiert. Stattdessen versucht er weiter, den Betriebsrat unter Druck zu setzen und die Belegschaft zu spalten“, sagte der Verhandlungsführer von Verdi, Ivo Garbe.

Ein weiterer Streik sei laut Garbe „unvermeidbar, um den Arbeitgeber zurück zur Vernunft und wieder an den Verhandlungstisch zu holen und den Tarifvertrag wieder in Kraft zu setzen“.

Die Eltern unterstützen die Anliegen der Beschäftigten

Laut Verdi wolle der Arbeitgeber offenbar aus dem Tarifvertrag wieder aussteigen. Die Gewerkschaft fordert stattdessen den Tarifvertrag wieder in Kraft zu setzen, eine Erhöhung der Entgelte rückwirkend zum 1. Januar 2020 um sechs Prozent, sowie perspektivisch die Angleichung an die Einkommen, wie sie beim Land Berlin für vergleichbare Tätigkeiten üblich sind.

Aufgrund des Teil-Lockdowns und der Corona-Maßnahmen wird der dritte Streik in diesem Jahr etwas anders abgehalten werden. Vor der HVD-Zentrale in Mitte soll eine Bühne mit einer „LED-Streik-Wall“ aufgebaut werden. Dort werden die Streikenden digital zu sehen sein. Auch vor Ort werden wenige Personen auf der Bühne sprechen. Das Live-Programm soll vor Ort per Kamera übertragen werden. Veranstaltung dauert von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr.

Dass nach den coronabedingten Kitaschließungen im Frühjahr erneut für 2000 Kinder an einem Tag die Betreuung wegfällt, sollte eigentlich bei vielen Eltern für Unmut sorgen. Verdi-Verhandlungsführer Garbe betont, dass die Eltern mehrheitlich hinter den Forderungen der Beschäftigten stünden. „Gerade nach der schwierigen Lockdown-Phase wünschen sich auch die Eltern bessere Arbeitsbedingungen in den Kitas. Sie sehen die Personalnot“, sagte er dem Tagesspiegel.

Der HVD ist in Berlin ein großer und einflussreicher freier Träger mit gut 1.400 Beschäftigten in 24 Kitas, Familienzentren, der Jugendhilfe, 2 Hospizen, Sozial- und Kultureinrichtungen sowie rund 450 Lebenskundelehrern und -lehrerinnen. Seit Bestehen des Tarifvertrags (2001) wird der Tarifvertrag gemeinsam von der GEW und Verdi verhandelt. Die meisten Kitas befinden sich in den Ostbezirken Berlins, insbesondere in Marzahn-Hellersdorf.

Quelle: Tagesspiegel